Wie die Schwarz-Gruppe ihre Zentrale in Neckarsulm ausbauen möchte
Der Schock nach der Explosion einer Briefbombe in einem Lidl-Verwaltungsgebäude sitzt noch immer tief. Aus diesem Grund sind auf dem Areal der Schwarz-Gruppe in Neckarsulm weitere Sicherheitsmaßnahmen geplant. Das sind die Details.
Der Schock sitzt immer noch in den Knochen: Im Februar 2021 ist in einem Lidl-Verwaltungsgebäude in der Rötelstraße eine Briefbombe explodiert. "Wir waren alle froh, dass es damals nicht zu einer großen Katastrophe gekommen ist", sagte Josef Klug am Donnerstag in der Gemeinderatsitzung in Neckarsulm. Der Leiter der Strategischen Standortentwicklung betont: "Das Thema Sicherheit hat für uns an Wichtigkeit gewonnen."
Zaun um Schwarz-Firmenzentrale – Piazza soll Aufenthaltsqualität steigern
Daher möchte man die Firmenzentrale am Neckarsulmer Stiftsberg einzäunen. Zwischen den Bürogebäuden und dem geplanten neuen Betriebsrestaurant mit Schulungs- und Fitnessräumen soll als verkehrsberuhigte und abgegrenzte Freifläche eine sogenannte Piazza entstehen. Dafür will der Konzern die Konrad-Zuse-Straße von der derzeit öffentlichen Verkehrsfläche in eine Nutzung für ausschließlich private Zwecke umwandeln. Im Behördendeutsch heißt das "Einleitung der straßenrechtlichen Entwidmung".
Die Firmenzentrale mit 4000 Mitarbeitern wird sich damit stärker in Richtung eines geschlossenen Campusgeländes entwickeln. Der neu gestaltete Außenbereich soll eine bessere Aufenthaltsqualität für die Angestellten schaffen, ähnlich wie an den Standorten in Bad Wimpfen und Bad Friedrichshall. "Wir haben die Möglichkeit, den Straßenzug neu zu gestalten", stellt Klug fest.
Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Belegschaft und der Bürogebäude
Begründet wird die Einbindung der Straßenfläche in das Firmenareal der Schwarz-Gruppe primär mit Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Belegschaft und der Bürogebäude. Eine öffentliche Straße könne eingezogen werden, wenn sie für den Verkehr entbehrlich ist, so die Stadtverwaltung in ihren Ausführungen zum Tagesordnungspunkt im Neckarsulmer Gemeinderat.
Die benachbarten Grundstücke seien weiterhin erreichbar. Insgesamt sei das Areal durch den zweiten Anschluss an die Südtangente gut erschlossen, so Klug. "Die gute Verkehrsanbindung ist gewährleistet. Zudem ist die Umwandlung eine städtebauliche Aufwertung für das ganze Quartier." Ratsmitglied Joachim Eble (FWV) war nicht so begeistert: Schon bei der Genehmigung des Betriebsrestaurants sei die Straße bewusst ausgeklammert worden. Die öffentlichen Parkbuchten und der Zugang zur Zahnarztpraxis seien wichtig. Zudem müsse sichergestellt werden, dass die öffentlichen Versorgungsleitungen sowie der Baubestand erhalten bleiben.
Parkhaus mit 1300 Stellplätzen zur Verfügung
Die Leitungen bleiben auf jeden Fall im Boden, erklärte Klug. "Das wäre ja auch viel zu teuer, die zu verlegen." Über den Wegfall der Parkbuchten könne man durchaus diskutieren, da man ein Parkhaus mit 1300 Stellplätzen zur Verfügung habe. "Den Bereich könnten wir zugunsten einer ökologischen Aufwertung neu gestalten." Auch der Zugang zur Zahnarztpraxis werde gewährleistet. "Das sind ja Mieter von uns, denen schneiden wir nicht den Weg ab."
Der Antrag auf Entwidmung der Konrad-Zuse-Straße wurde im Mai an die Stadtverwaltung gestellt und die Einleitung des Verfahrens jetzt vom Gemeinderat einstimmig bei drei Enthaltungen genehmigt. "Die endgültige Einziehung erfolgt nach Abschluss des eingeleiteten Entwidmungsverfahrens durch erneuten Beschluss des Gemeinderats, der dann auch über mögliche Einwendungen entscheidet", heißt es in der Beschlussvorlage.
Idee: Reine Lidl-Abfahrt Richtung Wimpfen
Baubürgermeisterin Suzanne Mösel betonte: "Wir behalten die Kontrolle über die Gestaltung. Dies wird vertraglich festgehalten." Immerhin, bemerkte Karl-Heinz Ullrich (SPD), fallen durch den Verkauf der Flächen durch die Stadt an die Schwarz-Gruppe auch die Kosten für den Straßenunterhalt weg. Joachim Beil (CDU) regte eine "reine Lidl-Abfahrt Richtung Wimpfen" auf die B27 an. "Es fällt auf, dass Ihnen das ganze Gebiet gehört." Diese Option würde eine große Entlastung für den Verkehr in Neckarsulm bringen.
"Wir schrecken vor keiner guten Idee zurück", erwiderte Josef Klug, der auf Stimme-Nachfrage aber klarstellte, dass die Verwirklichung einer solchen Auffahrt planerisch kaum umsetzbar wäre. Man werde zur B27 aber in den nächsten Jahren sicher "das ein oder andere Gespräch führen".




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