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Windpark auf dem Heuchelberg: In Leingarten geht es um die Zukunft eines Wahrzeichens

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Der Gemeinderat verhandelt, wie es mit dem Windpark auf dem Heuchelberg weitergeht. Kritische Bürger fragen nach, ein Experte gibt Antworten. Besonders über die Gefahr von Infraschall wird diskutiert.

Die Heuchelberger Warte ist eine Art Wahrzeichen Leingartens. In absehbarer Zeit werden Windräder den gut 20 Meter hohen Wachturm um zig Meter an Höhe überbieten. Der Gemeinderat stimmte jetzt Verträgen mit der Zeag zu.
Foto: Ralf Seidel
Die Heuchelberger Warte ist eine Art Wahrzeichen Leingartens. In absehbarer Zeit werden Windräder den gut 20 Meter hohen Wachturm um zig Meter an Höhe überbieten. Der Gemeinderat stimmte jetzt Verträgen mit der Zeag zu. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel

Die öffentliche Beteiligung an der Leingartener Gemeinderatssitzung war am Dienstag ungewöhnlich, alle rund 20 Publikumsstühle wurden belegt. Die Bürger interessierten sich für die ersten Tagesordnungspunkte (Top). Es ging zwei Mal um den Heuchelberg. Zum einen um die Verträge und Umsetzung der Beschlüsse zum interkommunalen Windpark auf dem über 300 Meter hohen Gelände. Zum anderen um Änderungen der Bauvorschriften auf der Heuchelberger Warte. Hier wartete insbesondere die Pächterfamilie Wieland auf die Billigung ihrer Zukunftspläne.

Maximal 15 Minuten der Sitzung, wie gesetzlich vorgegeben, räumte Bürgermeister Ralf Steinbrenner der Einwohnerfragestunde ein. In den Nachfragen ging es ausschließlich um die Windenergieanlage.

In der Fragerunde im Gemeinderat geht es um den Windpark am Heuchelberg

Wer für den von der Stadtverwaltung veröffentlichten Faktencheck zum Windpark am Heuchelberg verantwortlich zeichne, erkundigte sich eine Bürgerin. "Da gibt es keinen Autor. Wir haben die Daten aus dem Internet zusammengetragen", antwortete Steinbrenner.

Ein Bürger bezichtigte die Verwaltung der Falschaussage bezüglich der (Un-)schädlichkeit von Infraschall - also der Schwingungen, die das menschliche Gehör nicht wahrnimmt: "Es liegen keine Langzeitstudien zum Infraschall vor." Jedoch gebe es Studien, die gesundheitliche Beeinträchtigungen, etwa Herzmuskelschädigungen, im Bereich von Windenergieanlagen belegten. Warum diese Gefahr nicht dargestellt würde? Der Bürgermeister verwies auf die allgemeine Info-Veranstaltung der Stadt im März und die bereits geführten Diskussionen. Seine Meinung: "Wenn davon so viele Gefahren ausgingen, wüsste man das" - schließlich verpflichtete der Gesetzgeber die Kommunen zum Ausbau der Windenergie.


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Die Expertise zum Windpark kommt von einem unabhängigen Fachmann

Ein weiterer Besucher wünschte sich einen neutralen Gutachter. Den konnte der Bürgermeister umgehend präsentieren. Er hatte den ehemaligen Leiter der Abteilung Windenergie am Institut für Flugzeugbau der Fakultät Luft- und Raumfahrttechnik der Universität Stuttgart, Heiner Dörner, dazu gewinnen können, in der Sitzung seine Einschätzung der Situation vorzutragen.

Der Diplom-Ingenieur machte zunächst seinem Ärger Luft: "Man traut Fachgutachten heute nicht mehr", sagte der Experte. "Es gibt zu jedem Gutachten ein Gegengutachten." Mit Hinweis auf seine 50-jährige Expertise in Sachen Windenergie, aber auch in der Kommunalpolitik, befand der 83-Jährige: Letztlich müssten die Gremien und Verantwortlichen selbst entscheiden, "ob Sie mir glauben oder nicht".

Der Fachmann ist ein Befürworter von Windkraft

Klar wurde beim mit technischen Details gespickten Power-Point-Vortrag des Fachmanns: Dörner ist ein Befürworter von Windkraftanlagen. Er mahnte jedoch, nichts zu überstürzen: "Messungen am Standort, wo die Anlage stehen wird, sind das allerwichtigste", betonte er, und zwar mindestens ein Jahr lang. So gehörten entsprechende Windmessungen mit der sogenannten Lidar-Methode ebenso zu seinen abschließenden Empfehlungen wie die generelle Weiterbearbeitung des Vorhabens und die Einbeziehung der Bevölkerung. Letztere wurde mit verhaltenen Lachern quittiert.


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Nachdem der Ingenieur, unterstützt von den ebenfalls anwesenden Zeag-Verantwortlichen Harald Endreß und Thomas Ellmer, Rückfragen der Ratsmitglieder Sebastian Hauff, David Kiesow (FWV) und Felix Rieker (Liste 19) geklärt sowie Brigitte Wolf eine zustimmende Stellungnahme für ihre Grünen-Fraktion verlesen hatte, stimmte das Gremium geschlossen Gesellschafts- und Konsortialvertrag zu und beauftragte die Verwaltung, die gefassten Beschlüsse umzusetzen.

Entwürfe für die Entwicklung der Heuchelberger Warte

Einstimmig beschlossen wurden nach kurzer Diskussion auch die auf der Homepage der Stadt einsehbaren Entwürfe des Büros Käser für die Entwicklung der Heuchelberger Warte: Vor einem anstehenden Generationenwechsel in der Pächterfamilie sollen bisher provisorisch errichtete Verkaufsstände durch feste Gebäude ersetzt werden. Nach der Abstimmung über Top drei von elf verließen auch die letzten Gäste die öffentliche Sitzung.

Ob Entschlammung des Eichbottsees, Neuanlage von Urnengrabfeldern auf dem Friedhof Schluchtern, Innenbeleuchtung der Eichbottschule oder Auftragsvergabe für Tische und Stühle im neuen Feuerwehrhaus - im Minutentakt stimmte der Gemeinderat den entsprechenden Beschlussanträgen zu. Ebenso dem Beschluss, die BIT Ingenieure AG aus Öhringen mit dem Bau der Kreisverkehrsanlage Eppinger Straße/Dieselstraße zu beauftragen und ein Waldgrundstück per Vorkaufsrecht zu erwerben.

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