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Sanierung des Blauen Turms in Bad Wimpfen nach fünf Jahren abgeschlossen

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Fünf Jahre ist es her, seit die Sanierung des Blauen Turms in Bad Wimpfen begonnen hat. Der Abschluss des 6,2 Millionen Euro teuren Projekts wird an diesem Samstag mit einem großen Programm in der Altstadt gefeiert.

Der Blaue Turm in Bad Wimpfen nach der Renovierung und kurz vor der Eröffnung im Juli 2022.
Der Blaue Turm in Bad Wimpfen nach der Renovierung und kurz vor der Eröffnung im Juli 2022.  Foto: Ralf Seidel

Nachdem zahlreiche Risse im Mauerwerk entdeckt wurden, musste gehandelt werden, um das 800 Jahre alte Wahrzeichen zu erhalten. Das erklärte Ziel: Dem Wahrzeichen seine Stabilität zurückgeben, um es zu erhalten. „Für das Projekt gab es keine Blaupause“, erklärt Architekt Stefan Schädel vom Strebewerk Stuttgart. Man habe eine gewissenhafte Sanierung durchgeführt, durch die das Mauerwerk wieder dauerhaft tragfähig sei. „Gestalterisch ist die Maßnahme ablesbar, nimmt sich aber gegenüber dem Gesamtbild des Blauen Turms zurück.“ Als ein „absolutes Highlight“ des Jahres bezeichnet Bürgermeister Andreas Zaffran, dass der Turm wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann.

Der Abschluss des 6,2 Millionen Euro teuren Projekts wird an diesem Samstag mit einem umfangreichen Programm und vielen Beteiligten sowie Vereinen in der Altstadt gefeiert. So kann ein Original Linoldruck „Blauer Turm“ erworben werden, zudem bietet die Weinstube Feyerabend einen Blauen Turm aus Hefeteig an. Der offizielle Teil beginnt um 16 Uhr an der Bühne am Fuße des Blauen Turms. Am Veranstaltungstag und am Sonntag finden eine begrenzte Anzahl an Führungen statt, die unter www.badwimpfen.de gebucht werden können.

Mauerwerk

Auf der Stabilisierung des Mauerwerks lag das Hauptaugenmerk der Sanierung. In schweißtreibender Arbeit wurden entlang des kompletten Turms unzählige Löcher ins Mauerwerk gebohrt, in die größere und kleinere Anker- und Eisenstangen sowie flüssiger Mörtel eingebracht wurden.
Zudem tauschten Steinmetze brüchige Steine aus und ersetzten sie mit Muschelkalk- und Sandsteinen aus Steinbrüchen, die auch in der Region liegen. Im Winter wurden Bereiche unter einer Plane beheizt, um weiterarbeiten zu können, da der Mörtel eine Mindesttemperatur von zehn Grad zur Verarbeitung benötigt. Andernfalls härtet er nicht ausreichend aus.

Turmfalke und Turmglocke

In einer Nische des Turms hat sich bereits ein Turmfalke eingenistet. Zudem ist die 800 Kilogramm schwere Turmglocke, die aus dem Jahr 1850 stammt und beim Brand 1984 abstürzte, wieder im Hocheingang des Blauen Turms zu bestaunen.

Fundament

Bei einer Grabungssondage kam heraus, dass das Fundament des Turms im südöstlichen Teil nicht tief genug ist, um vor Frost geschützt zu sein. Deshalb wurde der Boden an dieser Stelle angehoben, indem er mit Splitt und Kies aufgeschüttet wurde. 


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Turmaufsatz

Der Turmaufsatz wurde ertüchtigt, indem er statisch gesichert wurde und brüchige Steine ersetzt wurden. Filigrane Metallbänder an den Turmkanten sorgen dafür, dass die Ecktürmchen nicht nach außen kippen. Bei der Turmhaube wurden einige wenige Schieferplatten ersetzt, die Risse hatten. Zudem wurde die Beleuchtung erneuert. Der Brandschutz, der vom Turmaufsatz am Schaft entlang bis nach unten reicht, wurde ebenfalls ausgetauscht. Während der Sanierungszeit musste Türmerin Blanca Knodel aus ihrer Wohnung ausziehen. Nach Abschluss der Arbeiten kann sie nun wieder zurück in ihren Turm. Die Gästetoilette vor der Türmerwohnung wurde ebenfalls hergerichtet.

Im Inneren

Für die Sanierung im Innern wurde die historische Holztreppe komplett ausgebaut und aufbereitet. Das Treppengeländer wurde durch ein neues ersetzt, da es nicht mehr den Vorschriften entsprach. Alle Leitungen wurden auf Tauglichkeit geprüft und gegebenenfalls ausgetauscht. Die Wände wurden von Spritzbeton befreit, so dass nun jahrhundertealte Quader zum Vorschein kommen. Die Geschichte des Blauen Turms und die Sanierung sind nun an den Wänden ablesbar. Zudem gibt es dem Mauerwerk die Möglichkeit, Feuchtigkeit, die sich im Innern gestaut hat, abzugeben. Eine neue LED-Beleuchtung zeigt Besuchern den Weg. Dabei erfahren sie durch die vom Verein Alt Wimpfen aufgestellten Vitrinen Wissenswertes über die Historie des Turms.

Überwachung

Die kleinen Kästchen und Leitungen an der Turmaußenseite sowie im Innern dienen dem Monitoring des Turms. Per Kabel und Funk werden die nächsten fünf Jahre Werte wie Feuchtigkeit, Temperatur und Neigungswinkel gemessen. Die Materialprüfungsanstalt der Universität Stuttgart kann so online schauen, ob sich Auffälligkeiten ergeben. 


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