Staatswald: Forst-BW prüft Windkraft bei Neckarsulm
Zahlreiche Windparks im nördlichen Landkreis Heilbronn scheinen möglich. Vieles ist offen, zu Möckmühl-Bittelbronn gibt es Fragen.

Der Ausbau von Windparks im nördlichen Landkreis schreitet voran. Zu den zwei jüngsten Ideen in Neckarsulm und Bittelbronn gibt es aber manche Fragen.
Windpark ohne Ausschreibung: Das sorgt für Verwunderung
Beim Möckmühler Stadtteil Bittelbronn will die Stadtverwaltung mit dem Heilbronner Energieversorger Zeag und der örtlichen Bürgerenergiegenossenschaft über eine gemeinsame Projektgesellschaft zusammenarbeiten. Vier Windräder sollen möglich sein, zwei auf Möckmühler und zwei auf Billigheimer Gemarkung. Ein Nutzungsvertrag liegt im Entwurf vor, doch der Gemeinderat will vor einer Entscheidung darüber die Bürger mit ins Boot holen. Dass diese Waldfläche ohne Ausschreibung vergeben werden soll, sorgt unterdessen in Branchenkreisen für Verwirrung. Dort verweist man unter anderem auf das Beispiel Roigheim: Der Ort hat zusammen mit Adelsheim und Schefflenz den gemeinsamen Wald ausgeschrieben und so Vattenfall gewonnen.
Das sagt Möckmühls Bürgermeister zur fehlenden Ausschreibung
Möckmühls Bürgermeister Ulrich Stammer hat mit dem vorgeschlagenen Weg, also auf eine Ausschreibung zu verzichten, kein Problem. Der Wald gehöre der Stadt. Sie könne mit dem Unternehmen zusammenarbeiten, mit dem sie wolle. Zudem wolle man, dass sich Bürger finanziell daran beteiligen können - eben über die Genossenschaft. Nicht Gewinnmaximierung sei wichtig, "sondern Partizipation".
Dieses Geld bekommt Möckmühl
Unserer Zeitung liegen Details des Nutzungsvertrags zum möglichen Windpark bei Möckmühl-Bittelbronn vor. Die erlösabhängige Nutzungsentschädigung orientiert sich an der Anzahl der Anlagen: Bei einem Windrad sind fünf Prozent der erzielten Erlöse an Möckmühl zu zahlen. Das steigt an auf acht Prozent bei vier oder mehr Anlagen. Es gibt zudem eine garantierte Mindestnutzungsentschädigung, die sich am Strompreis orientiert. Bei bis zu acht Cent je Kilowattstunde sind jährlich 70.000 Euro pro Anlage fällig. Das nimmt ebenfalls zu auf bis zu 300.000 Euro, die ab 14 Cent je Kilowattstunde zu bezahlen sind.
Windpark ruft Kritiker auf den Plan
Unterdessen gibt es Kritik an den Plänen. Gegenüber unserer Zeitung schreibt eine Widdernerin: Wenn Flächen in Anspruch genommen würden, "die mit dem Ausbau von Windenergieanlagen nachhaltig geschädigt werden, verlieren letztlich alle". Man könne nicht wissen, welche Arten verzichtbar seien. "Man muss aber davon ausgehen, dass alle Arten miteinander verzahnt sind und der Verlust von Arten kaskadenartig zu einem Zusammenbruch anderer Populationen und Ökosysteme führt." Ob der Windpark tatsächlich genehmigt wird, ist derzeit unklar.
Das tut sich im Wald bei Neckarsulm und Erlenbach
Ebenso unklar ist, wie es bei Neckarsulm weitergeht. Die Stadtverwaltung will mit Erlenbach zusammenarbeiten - vermutlich auf Druck von Forst-BW, das für den Staatsforst zuständig ist. Gegenüber unserer Zeitung bestätigte ein Sprecher Informationen, wonach die Landesfläche für Windkraft ausgewiesen werden könnte. Johannes von Stemm betont: Forst-BW prüfe gegenwärtig auf vielen Staatswaldflächen im Land mögliche Windkraftpotenzialflächen.
Dazu gehörten auch momentan Flächen im Bereich der Gemeinden Neckarsulm und Erlenbach. Die Prüfung sei in diesem Bereich in einem Anfangsstadium. "Da Staatswaldflächen oft an angrenzende Gemeindewälder grenzen, werden auch mögliche Kooperationen mit diesen Gemeinden geprüft, ob eventuell eine gemeinsame Vermarktung sich ergeben könnte, um somit geeignete Windkraftflächen gemeinsam für eine Windkraftnutzung anzubieten." Einen konkreten Zeitpunkt für eine Vermarktung gebe es gegenwärtig noch nicht.
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