Warum es Jahre dauert, bis Windräder bei Möckmühl-Bittelbronn stehen
Der Ausbau der erneuerbaren Energie im Landkreis Heilbronn schreitet voran. Der Heilbronner Energieversorger Zeag spricht über die komplexen Vorplanungen.

Die Windkraft in der Region gewinnt an Schub. Zumindest laufen die Vorbereitungen für größere Projekte. Es tut sich vor allem einiges entlang der Grenze zwischen dem Neckar-Odenwald-Kreis und dem Landkreis Heilbronn, wo beispielsweise die EnBW bei Gundelsheim oder Vattenfall bei Roigheim Dutzende Anlagen bauen wollen.
Zuletzt hatte der Gemeinderat Möckmühl zugestimmt, dass ein kommunales Waldstück im Stadtteil Bittelbronn an eine Betreiber-GmbH verpachtet werden kann, an der neben der Stadt Möckmühl und die Energiegenossenschaft Unteres Jagsttal auch der Heilbronner Versorger Zeag beteiligt ist. Zeag will über ein ähnliches Firmenkonstrukt auf dem Heuchelberg einen Windpark realisieren. Nur: Das Möckmühler Beispiel zeigt, warum es Jahre dauert, bis eine Windkraftanlage errichtet werden kann - falls die erforderliche Baugenehmigung überhaupt erteilt wird.
Mit dem Naturschutz geht es los
Erste Unterschriften liegen vor, jetzt sind Experten für den Naturschutz gefragt. Ein Jahr lang dauere die Vorarbeit für die artenschutzrechtlichen Untersuchungen, sagt Harald Endreß, Geschäftsführer der Zeag Erneuerbare Energien GmbH. Zuletzt hieß es seitens der Politik, die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Beim Artenschutz lässt sich nichts machen, so die Ausführungen von Harald Endreß: Je nach Jahreszeit sind andere Tiere unterwegs. Oder aber sie verhalten sich anders: Raubvögel könnten im Frühjahr mit Jungtieren in einem anderen Gebiete unterwegs sein als im Herbst.
Weitere Gutachten folgen
Erst mit Details zur Natur ist klar, wo genau die Windkraftanlagen stehen könnten. Dann folgen weitere Gutachten, erklärt Harald Endreß: Schall, Schatten und Standsicherheit. Das Paket an Gutachten liegt für Bittelbronn vermutlich bis Mitte 2024 vor, dann ist das Landratsamt an der Reihe: Das schaut in einem ersten Schritt, ob alles vorhanden ist. "Dann ist 2024 rum", sagt Harald Endreß. Nach dieser ersten Vorprüfung folgt die eigentliche Feststellung der Vollständigkeit.
Dann läuft die Frist: Genehmigungsbehörden haben sieben Monate Zeit, über einen Bauantrag zu entscheiden, sagt Harald Endreß. Das Landratsamt in Schwäbisch Hall habe es kürzlich sogar geschafft, diese Frist einzuhalten, erzählt der Geschäftsführer. Wenn die Politik ankündigt, dass Genehmigungen schneller vorliegen müssen, gehe es vermutlich nur um diese sieben Monate, glaubt er. Für die Gutachten brauche man Zeit, und auch nach der Baugenehmigung gibt es keine Möglichkeit, Tempo aufzunehmen.
Das ist für 2025 geplant
Der Geschäftsführer erzählt davon, dass die Unternehmen erst mit der Baugenehmigung an den Ausschreibungen der Bundesnetzagentur teilnehmen können - dabei geht es um das Geld, das pro Kilowattstunde an den Anlagenbetreiber gezahlt wird. Vier Ausschreibungstermine gibt es pro Jahr. Wenn alles gut läuft, überlegt Harald Endreß, könne die Zeag mit den Bittelbronner Standorten Ende 2025 teilnehmen.
Bis die Entscheidung der Agentur vorliegt, vergehen Wochen. "Erst dann kennen wir die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen." Sprich: Erst im Anschluss können die finalen Gespräche mit den Anlagenbauern kommen. Die Hersteller, sagt Harald Endreß, wüssten zwar von Anfang an, wann der Windpark-Projektierer mit dem Bau rechnet. Wann aber die finale Entscheidung vorliegt, bleibt bis zuletzt unklar.
Es könne danach durchaus bis zu einem Jahr dauern, bis die Teile für den Windpark geliefert werden. Für Möckmühl rechnet er damit, dass der Windpark am ehestens 2027 in Betrieb geht. Da spielt vielleicht die Größe eine entscheidende Rolle: Vier Anlagen sollen entstehen. Hersteller könnten diese geringe Anzahl leichter produzieren, als eine größere Stückzahl in die Fertigung zu schieben.
Das könnte sich ändern
Um Windkraft generell zu beschleunigen, hat Harald Endreß Anregungen: Dazu gehört, dass Bauanträge zukünftig "typenunabhängig" gestellt werden und nicht wie jetzt hersteller-genau. "Darüber wird diskutiert, aber die Politik tut sich schwer damit", sagt er. Außerdem wünscht er sich beim Antrag einen Bestandschutz: Derzeit müssen beispielsweise komplett neue Gutachten erstellt werden, wenn sich im Laufe des Verfahrens die Regeln ändern. Dann vergehen wieder Jahre.
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