Der Neckarsulmer G9-Weg: Zwei Schulen verstärken Kooperation
Das Albert-Schweitzer-Gymnasium und die Franz-Binder-Verbundschule schließen besondere Kooperationsvereinbarung ab. Damit wird noch verstärker verdeutlicht, dass es zum Abitur auch über eine Gemeinschaftsschule gehen kann.

Eine solche Vereinbarung gibt es landesweit kein zweites Mal, sagen die Verantwortlichen in Neckarsulm: Eine Gemeinschaftsschule und ein Gymnasium kooperieren, fixieren diese Zusammenarbeit sogar schriftlich. Neckarsulm setzt diesen Schritt. Die Franz-Binder-Verbundschule und das Albert-Schweitzer-Gymnasium unterzeichnen eine entsprechende Vereinbarung. Von einem "Neckarsulmer G9-Weg" spricht beim Unterschreiben niemand, aber letztendlich ist es das: In der Stadt gibt es bereits den Weg zum Abitur nach neun Jahren an weiterführenden Schulen - durch die Vereinbarung besonders betont.
Darauf liegt der Fokus
Die Präambel gibt die Richtung vor: "Diese Kooperation mit dem Albert-Schweizer-Gymnasium richtet den Fokus ausschließlich auf den Weg zum Abitur an einem allgemeinbildenden Gymnasium." An der Franz-Binder-Verbundschule können Kinder die Schularten Werkrealschule, Realschule und Gemeinschaftsschule besuchen. Bei der Kooperation geht es um die Gemeinschaftsschule, wo Schüler mit entsprechender Leistung auf gymnasialem Niveau unterrichtet werden. Generell können Gemeinschaftsschüler nach Klasse zehn ohne Prüfung in eine gymnasiale Oberstufe wechseln - an einer Gemeinschaftsschule mit entsprechender Oberstufe, einem beruflichen Gymnasium oder einem allgemeinbildenden Gymnasium.
Grundschüler sacken bei Leistungsstudien ab
Zuletzt haben Bildungsstudien gezeigt, dass Grundschüler Nachholbedarf in Mathe und Deutsch haben. Daran erinnert Marco Haaf bei der Unterzeichnung. Er hinterfragt deshalb, ob das Gymnasium für alle Kinder und Jugendliche die richtige weiterführende Schule ist. Eltern entscheiden allein, an welcher Schulart sie ihr Kind nach der Grundschule anmelden. Die Kooperationsvereinbarung könne deshalb auch dazu beitragen, die Eltern noch besser zu informieren, sagt Marco Haaf. Der Weg zum Abitur an einem allgemeinbildenden Gymnasium könne eben auch über die Gemeinschaftsschule führen.
In Neckarsulm heißt das: Nach Klasse zehn als Gemeinschaftsschüler der Franz-Binder-Verbundschule könne es in Klasse zehn am ASG weiter in Richtung Abitur gehen. Man rücke damit G9 in den Vordergrund, sagt Doris Wohlfahrt, die im Rathaus das Amt Bildung und Soziales leitet.
Darum geht es bei der Zusammenarbeit
Die Kooperation ist vielfältig ausgelegt. Einerseits sollen sich Kollegen kennenlernen und über die jeweils andere Schulart besser informieren, es geht um Leistungsnachweise oder die inhaltliche Arbeit, denkbar sind Hospitationen an der jeweils anderen Schule. Darüberhinaus könnten Fachräume gegenseitig genutzt werden. "Nicht jede Schule muss jeden teuren Versuch haben", sagt Marco Haaf.
Bei den Sprachen kann es im Unterricht zur Verzahnung kommen. Antje David, die die Verbundschule leitet, denkt beispielsweise an Spanisch. Wenn Gemeinschaftsschüler diese Sprache lernen wollen, könnten sie am ASG unterrichtet werden. Sprachzertifikate können gemeinsam gemacht werden. Der Neubau der Verbundschule enthält Räume für Schülerfirmen, sagt Antje David. Auch da könne man sich vernetzen.
Die Schulen behalten ihre Identität
Die Kooperation beschränkt sich auf die Gemeinschaftsschule, weil nur dort ebenfalls auf gymnasialem Niveau unterrichtet wird. Das verbinde, sagt ASG-Direktor Marco Haaf. Deshalb gebe es auch an der Gemeinschaftsschule dieselben Profilfächer wie am Gymnasium, ergänzt Antje David. Zugleich gibt es Grenzen. Marco Haaf: "Die Schulen behalten ihre Identität."
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