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Debatte um Aquatoll-Gelände in Neckarsulm: Votum fällt eindeutig aus

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Der Neckarsulmer Gemeinderat hat über die Geländenutzung des Aquatoll-Areals diskutiert – mit hoher Zuschauerbeteiligung. Am Ende ist die Stimmung zweigeteilt: ein Teil ist enttäuscht, ein anderer erleichtert.

Am Donnerstag wurde im Gemeinderat Neckarsulm diskutiert, wie das Areal genutzt werden soll.  Nur noch das Sportbad (Hintergrund) trägt den Namen Aquatoll.
Am Donnerstag wurde im Gemeinderat Neckarsulm diskutiert, wie das Areal genutzt werden soll. Nur noch das Sportbad (Hintergrund) trägt den Namen Aquatoll.  Foto: HSt-Archiv

Die 60 Zuschauer im Neckarsulmer Ratssaal waren zweigeteilt. Befürworter wie die Gruppe "Rettung Aquatoll" und andere schienen enttäuscht, zum Teil auch verärgert, ein Großteil des Publikums aus Obereisesheim aber erleichtert. Mit dem eindeutigen Votum des Gemeinderates für einen Bürgerpark auf dem Gelände des ehemaligen Aquatoll fällt auch der Startschuss für die Sanierung des Ernst-Freyer-Bades in Obereisesheim.

Der Ortschaftsrat Obereisesheim hat sich in seiner Sitzung am Dienstag einstimmig für die Sanierung des 90 Jahre alten Freibades ausgesprochen. Zudem, so Ratsvertreterin Heidrun Höpfer (FWV), solle das Lehrschwimmbecken in der Wilhelm-Maier-Schule ertüchtigt werden. Dies werde geprüft, stellte Oberbürgermeister Steffen Hertwig auf Nachfrage klar, sollte der Gemeinde die Option "Hallenbad" im ehemaligen Aquatoll ablehnen.


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Aquatoll-Zukunft: Drei Möglichkeiten standen dem Gemeinderat zur Auswahl

Doch der Reihe nach: Es standen drei Möglichkeiten zur Auswahl, über die einzeln abgestimmt wurde. Die erste Option, ein Freibad anstelle des Aquatoll zu bauen, würde 10 bis 15 Millionen Euro kosten. Zudem, so zumindest die klare Meinung von OB Hertwig, könne es "keine zwei Freibäder in Neckarsulm" geben. Mit 20 Nein-Stimmen bei nur drei zustimmenden Ratsmitgliedern wurde der Neubau eines Freibades abgelehnt. 

Für ein Hallenbad beziehungsweise Familienbad mit Innen und Außenbereich war nur Gerald Friebe (FDP), der die Sanierung des Ernst-Freyer-Bads als "ein jahrzehntelanges Rumdoktern im Bestand" bezeichnete. Die anvisierten Kosten von fünf Millionen Euro halte er für "reine Augenwischerei". 

Mit der eindeutigen Mehrheit von 21 Ja-Stimmen entschied der Gemeinderat, einen Bürgerpark auf dem insgesamt 40.000 Quadratmeter großen Gelände im Neckarsulmer Osten einzurichten.



OB Hertwig sprach sich klar gegen einen Freibad-Neubau am Aquatoll-Standort und für die baldige Sanierung des Ernst-Freyer-Bades aus, wofür es Applaus aus dem Publikum gab. Der Wunsch mancher Neckarsulmer nach einem Freibad sei verständlich, spreche er doch auch eine gewisse Nostalgie an. "Wir erinnern uns, dass am Standort des Aquatolls einmal das alte Freibad war", sagte der Hertwig.

Achse des Wohlfühlens für Neckarsulm

Die Kostenschätzungen für einen Bürgerpark mit Vorschlägen aus der Ideenwerkstatt sowie die bislang auf fünf Millionen Euro geschätzte Sanierung des Obereisesheimer Ernst-Freyer-Bads werde nach dem Votum des Gemeinderates aktualisiert, versprach Werkleiter Lars Nielsen. Eine Nachnutzung von Teilen des Bestandsgebäudes werde geprüft. Joachim Eble (FWV) sprach sich für die Vermietung oder Verpachtung einzelner Flächen für Fitness, Tagespflege, Sauna oder Minigolf im Außenbereich aus. "Nicht der Abriss darf im Vordergrund stehen, sondern der Erhalt." Man solle mit dem Stadt- und Sulmpark und dem neuen Bürgerpark in Neckarsulm eine "Achse des Wohlfühlens" schaffen.

 


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Ob es neben Matschflächen und Wasserspielen auch ein Becken im Bürgerpark geben wird, werde nun ebenfalls geprüft. "Wir investieren jedes Jahr 10.000 bis 15.000 Euro. Das ehemalige Außenbecken des Aquatoll ist noch funktional, es ist ja auch noch Wasser drin." Mit 400 Quadratmetern sei die Wasserfläche zwar kleiner als die in Obereisesheim, zudem müsse man das Becken umzäunen. "Die Fläche würde dann für den Bürgerpark wegfallen."

Eine andere Option brachte Stefan Müller, Fraktionssprecher der Grünen, ein: Der Außenbereich des Sportbades könnte Richtung Scheuerberg geöffnet werden. "Das würde dann den Charakter eines Freibades bekommen." 

Emotionale Appelle bei Diskussion über Aquatoll-Zukunft im Gemeinderat

Die intensive Diskussion im Vorfeld um die Wiederbelebung des sei 2021 geschlossenen Freizeitbades griffen einige Stadträte auf. Man wolle eine "rationale, keine emotionale Abwägung", so SPD-Sprecher Karl-Heinz Ullrich. Es sei wichtig, mit dem Bürgerpark ein Freizeitangebot ohne Eintritt zu schaffen. Kevin Pukat (CDU) fand die Diskussion um ein weiteres Freibad "absurd". Fraktionskollegin Ruth Hilbig appellierte unter viel Applaus an den Gemeinsinn und gegen den Egoismus. "Wir müssen uns fragen, was für die Stadt am besten ist. Die Zeit der Prestigevorhaben ist vorbei." 

 

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