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Alexandra von Berlichingen ist tot

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Sie lebte für die Burgfestspiele in Jagsthausen. Als Ehefrau von Altbundespräsident Roman Herzog fand sie das zweite Glück ihres Lebens. Nun ist sie im Alter von 82 Jahren gestorben. Ein Nachruf.

Alexandra von Berlichingen vor ihrem 70. Geburtstag mit ihrem Mann, Altbundespräsident Roman Herzog.
Alexandra von Berlichingen vor ihrem 70. Geburtstag mit ihrem Mann, Altbundespräsident Roman Herzog.  Foto: Christian Gleichauf

Sie liebte die Bühne, auch wenn sie selbst das große Scheinwerferlicht mied. Alexandra Freifrau von Berlichingen war die Grande Dame der Burgfestspiele Jagsthausen, die liebevolle Frau an der Seite des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog. Am Mittwoch (1. März) ist die Baronin im Alter von 82 Jahren gestorben.

Aus der Großstadt ins Jagsttal

Aus Hamburg war sie über mehrere Stationen an der Seite ihres ersten Mannes, Baron Götz von Berlichingen, 1986 in das ländliche Jagsttal gekommen. Kein einfacher Schritt für die weltläufige, adlige junge Frau. Doch sie nahm das neue Leben im Schloss Rossach in Schöntal an, zog dort ihre Kinder Götz und Diana groß.

Die Liebe zum Theater, die sie schon in jungen Jahren am Hamburger Schauspielhaus entdeckt hatte, fand sie in Jagsthausen wieder: In dem jährlich im Innenhof der Götzenburg stattfindenden Freilichttheater, den Burgfestspielen. 1977 hatte ihr Mann Götz deren Leitung übernommen.

Der erste Schicksalsschlag

Die Ehe endete jäh, als Götz von Berlichingen 1994 an einem Herzinfarkt verstarb. Die zarte Baronin, die sich einst für ihre Familie zurückgenommen und ihren Beruf als Dolmetscherin an den Nagel gehängt hatte, übernahm jetzt wieder Verantwortung in der Öffentlichkeit.

Und es war keine leichte Aufgabe. Denn die Burgfestspiele befanden sich strukturell im Umbruch, gleichzeitig fiel mit Jagsthausens Alt-Bürgermeister Albert Feinauer der zweite Mann im Vorstand aus. Gemeinsam mit Feinauers Nachfolger Roland Halter und dem damaligen Götzenburg-Gastronom Jürgen Bircks führte sie die Freilichtspiele aber wieder in ruhigere Fahrwasser.

Ihre Durchsetzungskraft paarte die resolute Baronin stets mit gewinnendem Charme. Hartnäckig warb sie Spendengelder für die Burgfestspiele ein. Ihre Kontakte in viele gesellschaftliche Bereiche halfen ihr dabei.


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Die Burgfestspiele brachte auch den Kontakt zu Roman Herzog

Roman Herzog und Götz von Berlichingen pflegten über die Verbundenheit zu den Burgfestsspielen viele Jahre ihre Freundschaft, ihre Frauen wurden Freundinnen. Eine Freundschaft, die sich nach dem Tod Götz von Berlichingens und während der Erkrankung von Christiane Herzog bewährte.

Nachdem Christiane Herzog 2000 an Krebs gestorben war, fanden Alexandra von Berlichingen und Roman Herzog zueinander. 2001 folgte die Hochzeit, von der beide bis zuletzt überzeugt und überzeugend sagten: "Es war eine Liebesheirat." Das große Glück für zwei Verwitwete.

Roman Herzog wohnte ab sofort mit Alexandra von Berlichingen in der Götzenburg. Gemeinsam verbrachten sie Zeit in München, kümmerten sich gemeinsam um die Enkelkinder aus beiden Familien. Wenn ihr Mann wieder einmal zu Vortragsreisen oder Preisverleihungen aufbrechen musste, war sie häufig an seiner Seite.

Eine liebevolle Beziehung bis zum Schluss

Über die Inhalte der Reden, die Gastbeiträge in großen Tageszeitungen und seine Erinnerungen, die Roman Herzog auf der Götzenburg niederschrieb, diskutierte das Ehepaar ausgiebig. Man durfte den Eindruck gewinnen: Es war für beide eine glückliche Zeit. Die elegante, gut aussehende Frau an der Seite des ehemaligen Bundespräsidenten erregte bei gesellschaftlichen Auftritten stets Aufmerksamkeit, Fotos des strahlenden Paares waren in der Regenbogenpresse immer beliebt.

Im Januar 2017 starb Roman Herzog nach kurzer Krankheit. Es war der zweite große Schicksalsschlag im Leben der Alexandra von Berlichingen. Die letzten Jahre verbrachte sie weitgehend zurückgezogen, die Trauer war tief. Interviewanfragen großer Zeitschriften lehnte sie ab. 2021 sprach sie kurz vor ihrem 80. Geburtstag noch einmal mit unserer Zeitung.

Zuletzt hatte sie gesundheitliche Probleme und lebte in der Seniorenresidenz Schloss Stetten bei Künzelsau. Dort starb sie am 1. März im Beisein ihrer engsten Familie.


Abschied

Die Fahne der Berlichingens über der Götzenburg Jagsthausen weht auf Halbmast. Ab 12 Uhr am heutigen Donnerstag, 2. März, ist der Leichnam Alexandra von Berlichingens in der Burg, ihrem langjährigen Wohnsitz, aufgebahrt. Die engste Familie und die Angehörigen der Familien von Berlichingen nehmen dort Abschied. 

Geboren wurde Alexandra von Berlichingen am 12. Februar 1941 als Alexandra von Vultejus im mecklenburgischen Ludwigslust. Der Vater war dort im Reiterregiment stationiert. Nach der Flucht 1945 wuchs sie in Hamburg sowie im Internat auf, verbrachte ein Jahr auf einem College in London, ein weiteres in Mexiko. Als Dolmetscherin für Englisch und Spanisch arbeitete sie zwei Jahre lang im kolumbianischen Generalkonsulat in Hamburg – „dann kam mein Mann dazwischen“, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung vor einigen Jahren verriet. Götz von Berlichingen hatte damals schon eine Karriere in der Bundeswehr begonnen. Der Heirat im Jahr 1964 folgten Stationen in Koblenz, Westerburg, München, Heidelberg und Ansbach. Die Kinder Diana (geboren 1965) und Götz (1967) stammen aus dieser Ehe.

Alexandra von Berlichingen übernahm 1994 nach dem Tod von Götz von Berlichingen die Leitung der Burgfestspiele. Ab 2020 war sie nicht mehr als Geschäftsführerin der Burgfestspiele tätig. Ihre Schwiegertochter Birgit von Berlichingen folgte ihr in dieser Position nach. Ihr Sohn Götz von Berlichingen rückte bei den „Freunden der Burgfestspiele Jagsthausen“ an ihrer Stelle in den Ausschuss nach. Für die „Freunde“ war sie seit Jahrzehnten eine engagierte Unterstützerin, indem sie die Sponsorenkontakte pflegte und neue Sponsoren und Spender akquirierte, die den Burgfestspielen mit jährlicher Unterstützung zwischen 70.000 und 100.000 Euro zugute kamen. Auch Roman Herzog unterstützte sie darin – er war Gründungsmitglied der „Freunde“. cgl/iba

 

 


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