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Bewegende Trauerfeier zum Abschied von Alexandra Freifrau von Berlichingen

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Familie, Freunde und Wegbegleiter erinnern bei einer bewegenden Trauerfeier in der Klosterkirche Schöntal an Alexandra Freifrau von Berlichingen: eine starke Frau voller Grandezza, Disziplin und Zugewandtheit.

Gedenken an Alexandra Freifrau von Berlichingen-Jagsthausen bei der Trauerfeier in der Klosterkirche Schöntal. Die Beisetzung fand am Dienstag statt.
Fotos: Ralf Seidel
Gedenken an Alexandra Freifrau von Berlichingen-Jagsthausen bei der Trauerfeier in der Klosterkirche Schöntal. Die Beisetzung fand am Dienstag statt. Fotos: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

"Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung", steht auf der Sterbeparte, der Gedenkkarte für Alexandra Freifrau von Berlichingen-Jagsthausen, die auf den Bänken der bis auf den letzten Platz gefüllten Klosterkirche in Schöntal liegt.

Die Worte Dietrich Bonhoeffers umreißen, was Familie, Freunde und Wegbegleiter am Mittwochnachmittag, 15. März, empfunden haben mögen während der Trauerfeier für die Freifrau, die am 1. März im Alter von 82 Jahren gestorben war. Neben Repräsentanten aus Wirtschaft und Landespolitik waren die süddeutschen Adelshäuser vertreten.

Die Beisetzung erfolgte bereits am Tag zuvor in Jagsthausen

Bereits am Tag zuvor, am Dienstag, war die langjährige Vorsitzende der Burgfestspiele im engen Familienkreis auf dem Friedhof Jagsthausen begraben worden, wo auch ihr erster und ihr zweiter Mann, Götz von Berlichingen und Altbundespräsident Roman Herzog, liegen.


Dass "auch ein sanfter Tod den Abschied von einem lieben Menschen nicht leicht macht", ruft Pfarrerin Renate Schünemann ins Gedächtnis. Zum Trost für Sohn Götz Freiherr von Berlichingen-Jagsthausen und seine Frau Birgit, Tochter Diana Prinzessin zu Fürstenberg, die Enkel, Familie Herzog und die vielen Anwesenden in der Klosterkirche St. Joseph, die jahrhundertelang Grablege der Berlichingen war. Aber auch für die Menschen aus Jagsthausen und der Region, die Alexandra von Berlichingen als "die Baronin" kannten. Die barocke Kirche gleicht einem Blumenmeer.


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Sehnsucht nach Weite und Freiheit

Das Gedicht "Mondnacht" von Joseph von Eichendorff, das "die Sehnsucht nach Weite und Freiheit trifft", auch "als Ausdruck über das Leben Ihrer Mutter hinaus", nimmt Schünemann zum Anlass, die Vita der am 12. Februar 1941 in Ludwigslust geborenen Alexandra von Vultejus Revue passieren zu lassen.

"Wo immer das Leben sie hinführte, fand sie einen Raum, den sie gestaltete," bringt die Pfarrerin in einer angemessen warmen Predigt das Wesen der Verstorbenen auf den Punkt. Als sie 1994 nach dem Tod ihres ersten Mannes den Vorsitz der Burgfestspiele übernahm, "erfand sie sich ganz neu". Sie liebte das Theater und den Kontakt zu den Künstlern. 2001 begann ein neuer Lebensabschnitt der Freifrau, als sie und Roman Herzog heirateten.

"Je ne regrette rien" von Edith Piaf

Bewegend persönlich nehmen die Kinder und zwei Enkel in Fürbitten Abschied von "Amima", wie die Enkel die Großmutter nannten. Erklingen an der Orgel Georg Friedrich Händel, Mendelssohn und die Fantasia c-Moll von Johann Sebastian Bach und singt Asita Djavadi rein vokal "Je ne regrette rien" - "ich bedauere nichts" - von Edith Piaf.

Das Lieblingslied von "Alexandra", wie die Regisseurin und Freundin Helga Wolf in ihrem Nachruf bekundet, darf als Glaubenssatz der Baronin verstanden werden. "Gemeinsam haben wir viele Schlachten geschlagen", erinnert sich Helga Wolf an die vielen, langen Gespräche in der kleinen Küche in der Götzenburg - und sie zitiert Milan Kunderas Romantitel "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" als ein Lebensmotto der Freifrau.

Inbegriff von Eleganz und Grandezza

Für das Land Baden-Württemberg spricht Innenminister Thomas Strobl, "auch, wenn Worte keinen echten Trost spenden können, wir sind auch wegen Ihnen und Euch hier. Wir alle trauern gemeinsam". Strobl erinnert an "Alexandra als Inbegriff von Eleganz und Grandezza", gepaart mit "Herzlichkeit, Zugewandtheit und Interesse".

Für die Freunde der Burgfestspiele und für die Familie Würth nimmt Norbert Heckmann als Vorsitzender des Freundevereins Abschied "von einer Netzwerkerin zum Wohle der Burgfestspiele".

"Sie war unsere oberste Brückenbauerin"

"Sie war unsere Pontifex maxima, unsere oberste Brückenbauerin", würdigt Heckmann den "starken Willen" und die "verbindliche Art" einer außergewöhnlichen Frau. Die Freunde der Burgfestspiele fühlten sich geehrt, führt Heckmann aus, als vor fünf Jahren ihr "smartes und zierliches" Ehrenmitglied Freifrau Alexandra von Berlichingen-Jagsthausen ihnen das Du anbot.


Zur Person

Als Alexandra Carola Harriet von Vultejus 1941 in Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern geboren, wuchs die Freifrau nach der Flucht 1945 in Hamburg sowie im Internat auf. Als Dolmetscherin für Englisch und Spanisch arbeitete sie im kolumbianischen Generalkonsulat Hamburg. 1964 Heirat mit Götz von Berlichingen, 1965 Geburt von Tochter Diana, 1967 von Sohn Götz. Nach dem Tod ihres Mannes 1994 übernimmt Alexandra von Berlichingen die Leitung der Burgfestspiele Jagsthausen. 2001 Hochzeit mit Altbundespräsident Roman Herzog.

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