Wo Neuenstein in den kommenden Jahren investiert
Einstimmig bringt der örtliche Gemeinderat die kurz- und mittelfristige Finanzplanung auf den Weg: Es gibt - auch im Wortsinne - viele Baustellen, aber keine Neuverschuldung.

Rund 22 Millionen Euro für eine gute Zukunft der Stadt: Auf diese Summe beläuft sich für 2022 das Investitionsprogramm der Kommune, das nun im Rahmen der Haushalts-Vorberatungen vom örtlichen Rat einstimmig beschlossen wurde. Jedenfalls, wenn ebendieses eins-zu-eins umgesetzt würde. Was wiederum "sehr unwahrscheinlich" ist, wie Bürgermeister Karl Michael Nicklas, mit Realitätssinn durchaus gesegnet, betont. Dennoch: In Neuenstein müssen im laufenden Jahr viele Millionen fließen - auch weil eben einige Maßnahmen, die eigentlich bereits fürs Vorjahr geplant waren, nicht realisiert werden konnten.
Aber die Verwaltung wolle, so der Rathauschef, in der Etatplanung vorbereitet sein und ausreichend Mittel in den Haushalt einstellen. Denn: Man habe freilich stets das Ziel, möglichst viele Planansätze in Wirklichkeit zu übersetzen. Das Credo? "Wer nicht investiert, der verliert", deklamiert Nicklas. Und so machen die Erschließungsarbeiten für die städtischen Baugebiete auch wiederum einen fetten Posten in der kurz- wie auch in der mittelfristigen Finanzplanung aus: Rund 2,2 Millionen Euro sind dafür im laufenden Jahr fürs Gebiet "Stegrain" in Untereppach veranschlagt; aus den Grundstücksverkäufen wird die Kommune aber auch 1,65 Millionen Euro an Einnahmen generieren können. Danach geht es mit der Vorbereitung von "Rainle II" weiter: Bis 2025 sind hierfür Gelder berücksichtigt.
Millionen, die sich lohnen

Auch rund 4,6 Millionen Euro, die bereits im Haushalt des vergangenen Jahres für Wasser- und Abwasserversorgung, Straßenbau sowie Beleuchtung im Gewerbegebiet "Lange Klinge III" vorgesehen waren, werden sich im diesjährigen Etat wiederfinden: "Hier sind wir leider nicht weitergekommen", bedauert der Verwaltungschef.
Ebenfalls wenig Fortschritt gab es im vergangenen Jahr bei der energetischen Sanierung des Gebäudes III der örtlichen Gemeinschaftsschule - wenngleich im Haus selbst die Verlegung von Internet-Infrastruktur vorangetrieben wurde: Eine Million ist dafür 2022 bereitgestellt, im Jahr darauf dann weitere 500 000 Euro. Erwartet wird eine Förderung von 420.000 Euro.
2,5 Millionen werden 2022 nochmals für die neue Mensa verbucht. Damit soll es aber auch gut sein: "Ich weiß nicht, was da noch passieren könnte", zeigt sich Nicklas zuversichtlich, diesen dicken Posten nun zum letzten Mal in der Kämmerei-Planung zu sichten: Spätestens zum Beginn des neuen Schuljahres soll Leben in die Mensa einkehren.

In der Dichtersiedlung stehen umfangreiche Sanierungsarbeiten bei Abwasserkanälen an. Jährlich zwischen 300 000 und 565 000 Euro veranschlagt das Planwerk hier jeweils bis 2026. Was die Versorgung mit Frischwasser betrifft: Im Zuge der Reaktivierung der städtischen Eigenwasser-Struktur wird eine neue Leitung zwischen den Hochbehältern "Neufels" und "Langensall" gebaut - macht 1,85 Millionen in den kommenden zwei Jahren. Die Fördersumme beträgt 1,2 Millionen. Ebenfalls den Löwenanteil von rund 700.000 Euro für den Einbau elektrischer Regelungstechnik erhofft man sich als Zuschuss.
Die Modernisierung der Kläranlage kostet die Stadtkasse mindestens 640 000 Euro: Die Belüftung des Abwassers wird verbessert, so dass die Bakterien besser ihre Aufbereitungs-Arbeit tun können.
Dafür, dass Wasser nur dorthin gelangt, wo es eben auch hin soll, dient der Bau eines neuen Regenüberlaufbeckens im westlichen Stadtgebiet für rund 960.000 Euro. "Das wollten wir im vergangenen Jahr schon angehen, haben aber keine Fördermittel bekommen", erklärt der Rathauschef. Nun indes sollen sie fließen, um die Kläranlage bei Starkregen zu schützen. Auch andernorts wird die Entwässerung in den nächsten Jahren verbessert, um für zunehmende Extremwetterereignisse gewappnet zu sein.
Straßen sind teils 60 Jahre alt

Für die Zukunft rüstet man sich unterdessen auch beim Straßenbau: Der Salzweg wird im Zuge der anstehenden Sanierung der L 1051 für voraussichtlich zwei Millionen Euro modernisiert - und eine Million kostet die Erneuerung der maroden Eichhofer Straße in der Innenstadt. "Wir kommen in eine Phase, in der wir wahnsinnig viel richten müssen", sagt Nicklas. Auch die Panoramastraße in Untereppach kommt dann 2023 an die Reihe.
Das Fazit des Bürgermeisters? "Wir haben einen hohen Finanzierungsbedarf, aber wir schultern das." Und so kommt die diesjährige Etatplanung auch nochmals ohne weitere Neuverschuldung aus.
Die Eckdaten der Haushaltsplanung:
Bis 2025 rechnet die städtische Kämmerei insgesamt mit Investitionen in Höhe von 60,6 Millionen Euro. Dem gegenüber stehen Einzahlungen aus Investitionstätigkeiten - etwa Grundstückserlöse, Beiträge, oder Zuweisungen für Investitionen - in Höhe von 6,7 Millionen Euro im Jahr 2022 und insgesamt 40,1 Millionen bis 2025. Daraus ergibt sich für 2022 ein Finanzierungsbedarf von 15,3 Millionen Euro sowie bis 2025 von 20,5 Millionen.
Der Unterhalt der städtischen Gebäude kostet im laufenden Jahr prognostisch 871.000 Euro; im Kindergarten "Mauerweg" werden 610.000 Euro investiert. Auch auf dem Friedhof wird umgebaut.