Vermüllung in Heilbronn: Selbst halbe Schweine am Kleidercontainer entsorgt
Die Vermüllung der Behälterstandorte nimmt in Heilbronn immer groteskere Formen an. Zudem steigen die illegalen Müllmengen kontinuierlich. Ein weiteres Problem: Kinder klettern in Altkleidercontainer und werfen Kleidersäcke heraus.

Es gibt nichts zu beschönigen. Die wilden Müllablagerungen an Containerstandorten sind ein Problem, das immer größer wird." Diese Enschätzung stammt von Markus Hohmann. Der Abteilungsleiter für den Bereich Abfallwirtschaft bei den Entsorgungsbetrieben der Stadt Heilbronn kämpft an vielen Fronten, um das Problem in den Griff zu bekommen. Oft gleicht es aber dem Kampf gegen Windmühlen.
Kaum ist der Standort von illegal deponierten Abfällen gereinigt, ist er Stunden später bereits wieder vermüllt: "Es ist in höchstem Maße ärgerlich und sehr frustrierend für die Mitarbeiter, die hier im täglichen Einsatz sind. Es sind Menschen, die den Dreck wegräumen müssen", beschreibt Hohmann die Gemütslage der Reinigungstrupps.
Container in Heilbronn: Trotz Kamera werden Kleider vor Ort anprobiert
Ohne die Recyclinghöfe gibt es im Stadtgebiet 120 Containerstandorte. Aufgestellt sind auf diesen Flächen neben Behältern für Grünabfälle 350 Glas-, und 186 Altkleidercontainer. Angetan haben es vielen Menschen vor allem die Altkleiderbehälter. Hohmann schildert, was er schon erlebt hat: "Es klettern Kinder in die Container und werfen die mit Altkleidern gefüllten Säcke heraus. Sie werden dann durchwühlt. Das Beste wird mitgenommen, der Rest wird einfach liegengelassen." Fassungslos war er, als er Videobilder sah: "Trotz aufgestellter Überwachungskamera haben die Menschen die gebrauchten Kleidungsstücke anprobiert. Dass sie beobachtet werden, war ihnen egal."
An die 40 Brennpunkt-Containerstandorte gibt es im Stadtgebiet. In der Kernstadt zählen dazu Flächen in der Stein-, Rollwag-, Garten- und Oststraße. Massive Probleme gibt es auch auf der Viehweide in Böckingen, in Sontheim und in Biberach. Und die Mengen steigen kontinuierlich. Bei den wilden Müllablagerungen waren es 2018 rund 137 Tonnen, 2023 sind es bis jetzt 200 Tonnen. Nicht berücksichtigt ist der Müll, der zudem im Wald und in den Weinbergen verteilt wird.
In Heilbronn häufen sich die Beschwerden aus der Bürgerschaft
Aussagekräftig sind auch diese Zahlen: 2020 gingen bei den Entsorgungsbetrieben rund 220 Beschwerden über illegale Müllablagerungen mit mehr als einem halben Kubikmeter ein. 2023 sind es bis dato schon 350 Anfragen, den Abfall zu beseitigen.
Wo Müll liegt, kommt erfahrungsgemäß weiterer Abfall hinzu. "Die Container werden als Deponien missbraucht. Zuerst kommt der Stuhl, dann der Autoreifen, später die Vitrine und dann die Küche," zählt Hohmann die verbotenen Ablagerungen auf. Das Härteste, was die Reinigungstrupps entdeckt haben, seien Schweinehälften gewesen. Ein Grund für diese strafbaren Ablagerungen ist für Hohmann: "Viele Mitbürger glauben, dass die Standorte Abfalllagerstätten sind." Unter anderem wegen diesen Vermüllungen hat die Stadt 2007 Papiercontainer abgeschafft.
Bei der Leerung gab es zuletzt Probleme
Die Leerung und Reinigung der Containerstandorte ist in Heilbronn aufgegliedert. Für die Entfernung von Altglas ist die Firma Remondis zuständig. Für die Leerung der Altkleidercontainer ist die BreEnt GmbH aus Bremen verantwortlich. Diese Arbeiten wiederum wurden an Teams vor Ort vergeben. Abfallexperte Hohmann räumt ein: "Die Leerung funktionierte in den letzten Monaten nicht mehr so, wie es sein sollte." Zwischenzeitlich habe die BreEnt GmbH aber mehr Teams auf der Straße.
Die Reinigung der Standorte liegt in der Verantwortung der Entsorgungsbetriebe, die diese Tätigkeit der gemeinnützigen Aufbaugilde übertragen hat. "Die Mitarbeiter machen einen tollen Job", lobt Markus Hohmann die Beschäftigten. Zwischenzeitlich seien sie fast täglich an den Brennpunkten. Unterstützt werden sie vom Kommunalen Ordnungsdienst (KOD). Der Müll, den die Aufbaugilde einsammelt, wird zum Entsorgungszentrum auf der Deponie Vogelsang gebracht.
Machtlos gegen den Werteverfall
Vorwürfe aus der Mitte der Bürgerschaft, die Stadtverwaltung würden bei der Beseitigung von illegalem Müll zu wenig tun, weist Markus Hohmann zurück: "Wir tun was wir können, um den Müll-Wildwuchs einzudämmen. Gegen Gedankenlosigkeit, Rücksichtslosigkeit und den Werteverfall in der Gesellschaft sind wir aber machtlos."
Meldungen kann man übers Sauberkeitstelefon machen
Das Sauberkeitstelefon bei den Entsorgungsbetrieben ist unter der Nummer 07131 56 4040 zu erreichen.
Kameraüberwachung ruht zur Zeit
Die Stadt Heilbronn hatte in der Vergangenheit vor allem Container-Brennpunktstandorte mit Videokameras zeitweise überwacht. Diese Kontrolle fand unter anderem auf der Viehweide in Böckingen, an der Steinstraße in Heilbronn und an der Widmannstraße in Neckargartach statt. Geplant war für dieses Jahr noch die Kameraüberwachung erneut auf der Viehweide und am Standort in der Gartenstraße. Nachdem sich aber der Landesdatenschutzbeauftragte eingeschaltet hat und die Rechtmäßigkeit überprüfen wird, hat die Stadtverwaltung die Kameraüberwachung zur Zeit eingestellt, obwohl Hinweisschilder aufgestellt waren. Abfallexperte Markus Hohmann von den Entsorgungsbetrieben sagt: "Kameras wirken abschreckend."