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Abriss der legendären Gaststätte Hessersbeck hat begonnen

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Zahlreichen Fans der ehemaligen Kult-Gaststätte dürfte das Herz bluten. Aktuell wird an der Heilbronner Wollhausstraße der ehemalige Hessersbeck abgerissen. Das Lokal hieß eigentlich Kernerhöhe, genoss aber durch die Wirtsfamilie Hesser einen legendären Ruf.

Der letzte Wirt der Kernerhöhe, Lothar Hesser, war im August 2018 überraschend und unter unglücklichen Umständen gestorben, nachdem er an einer Apfelschorle getrunken und dabei mutmaßlich einen Wespenstich erlitten hatte. 


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Er war ein Wirt vom alten Schlag und trotz - oder gerade wegen seiner launigen, oft auch sehr höflichen Art - sehr beliebt. So war die Trauer nach seinem Tod groß. Danach hatte die Löw + Christiansen Immobilienmanagement GmbH mit Sitz in Heilbronn das Gebäude von der Erbengemeinschaft gekauft. Zwischenzeitlich ist das rund 600 Quadratmeter große Grundstück plus Gebäude an einen anderen Projektentwickler verkauft, an die Heilbronner EKB Energiekostenberatung GmbH.

Mehrfamilienhaus ist schon genehmigt

Eine Baugenehmigung für einen Neubau mit sechs Wohnungen und einer kleinen Gewerbe-/Büroeinheit liegt schon längere Zeit vor. In Höhe und Gestalt muss sich der Neubau der Umgebungsbebauung anpassen. Gegenüber der Erbengemeinschaft hätten sich die Investoren verpflichtet, in dem Neubau keine Gastronomie unterzubringen. „Das war der ausdrückliche Wunsch der Hinterbliebenen“, hieß es.

Der Hessersbeck war der Gegenentwurf zu modernen Systemgastronomen, ein Relikt aus einer scheinbar vergangenen Zeit, wo der Wirt nicht aus Berechnung den Beruf ergriff, sondern weil er den Eltern unter die Arme greifen musste. In Besitz der Familie Hesser war das Lokal 1919 durch Lothars Hessers Großeltern Karl und Lydia gekommen. Der gastronomische Ehrentitel Beck rührte aus den Tagen, da hier noch eine Bäckerei angesiedelt war.


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Die Rollläden an den Fenstern der Wirtschaft in der Wollhausstraße sind unten. Daran wird sich kurzfristig nichts ändern. 
Foto: Tobias Wieland
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Erben führen Hessersbeck nicht weiter


Zum Mythos wurde der Hessersbeck durch Hessers Vater Heinz und seine westpreußische Mutter Helene. Viele Gäste kehrten hier auch zum Leichenschmaus ein, da der Friedhof nicht weit weg liegt. Multiplikatoren trugen dazu bei, dass sich der Hessersbeck sogar in überregionalen Medien wiederfindet: von der Berliner „taz“ über „Die Zeit“ und das alle verbindende „Geo Spezial“ bis hin zum kanadischen TV-Sender.

Ein Bagger macht sich an der Wollhausstraße 111, der einstigen Gaststätte Kernerhöhe, zu schaffen. Foto: Mario Berger
Ein Bagger macht sich an der Wollhausstraße 111, der einstigen Gaststätte Kernerhöhe, zu schaffen. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Vergilbte Fotos zeugten von allerhand anderen wichtigen Besuchern: von Sternekoch Lothar Eiermann bis hin zum ehemaligen Wahl-Heilbronner Dieter Spöri und dem Linken Oskar Lafontaine, die „anderthalb Stunden zum Schnitzel-Essen da waren“, berichtete Lothar Hesser einst stolz.

Hessers Eck auf der Buga

Während der Bundesgartenschau 2019 gab es im Fruchtschuppen sogar eine kleine Gedenkecke für den Wirt und seine Wirtschaft. Die Buga GmbH hatte die Möbel und Bilder von Verwandten über die „Aktion Bürgerstühle für die Buga“ bekommen und als Zeichen der Verbundenheit mit dem Lokal, seinem Wirt, aber auch seinen vielen Fans gerne in den Fruchtschuppen integriert. Aus dem Hessersbeck wurde kurzerhand das „Hessers Eck“.


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