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85. Jahrestag der Pogromnacht von 1938: Warum der Mob in Heilbronn mit Verspätung wütete

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Am 9. November 1938 steckten Nazis überall in Deutschland über 1000 Synagogen in Brand. Juden wurden geschlagen, ihre Wohnungen und Geschäfte zertrümmert. In Heilbronn zog der braune Mob erst am 10. November später los. Warum?

Am 10. November 1938 ging das jüdische Gotteshaus in Flammen auf.
Fotos: Stadtarchiv
Am 10. November 1938 ging das jüdische Gotteshaus in Flammen auf. Fotos: Stadtarchiv  Foto: stadtarchiv

Vor 85 Jahren, in der Nacht von 9. auf 10. November 1938, brannten in Deutschland über 1000 Synagogen. Jüdische Bürger wurden drangsaliert, geschlagen, ihre Geschäfte und Wohnungen von Schlägertrupps zertrümmert.

Die Reichspogromnacht war der vorläufige Höhepunkt der antisemitischen Politik des Hitler-Regimes. Schon mit der sogenannte Machtergreifung der NSDAP 1933 gingen die Anfeindungen los. Nach 1938 folgte die systematische Vernichtung in Konzentrationslagern.


85. Jahrestag der Pogromnacht von 1938: Warum der Mob in Heilbronn mit Verspätung wütete

Die 1877 erbaute Heilbronner Synagoge an der Allee geht erst am frühen Morgen des 10. November in Flammen auf, die Schlägertrupps ziehen erst abends durch die Stadt.


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Seit wenigen Jahren feiert die jüdische Gemeinde im Dezember an einem großen Leuchter an der Allee 4 das Chanukka-Fest. Ob es dieses Jahr wieder öffentlich begangen wird, ist noch offen.
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Nach Hamas-Terror: Viele Heilbronner Juden haben große Angst


Stadtarchivdirektor Christhard Schrenk hat eine Erklärung: Kreisleiter Richard Drauz will das Gotteshaus zunächst schonen, um von der jüdischen Gemeinde ein Schutzgeld zu erpressen. Doch die Vorgesetzten lassen sich darauf nicht ein, daher der verspätete Pogrom in zwei Etappen.

Augenzeuge hört verdächtige Geräusche

Die Heilbronner Synagoge an der Allee 4 wurde 1877 im neomaurischen Stil erbaut.
Die Heilbronner Synagoge an der Allee 4 wurde 1877 im neomaurischen Stil erbaut.

Nachbar Dr. Wilhelm Kahleyss hört gegen 1 Uhr verdächtige Geräusche und ruft die Feuerwehr an. Doch die trifft erst viel später ein. Gegen 5 Uhr folgen zwei Explosionen, gegen 6 Uhr ist das Feuer an der Allee zu sehen. Um 8.42 Uhr ist die Kuppel zerstört, wie ein Foto mit der Uhr des benachbarten Postamtes zeigt.

Was aus den Heilbronner Juden wurde

Nach der "Reichskristallnacht" kehren immer mehr der einst 900 Heilbronner Juden der Heimat den Rücken. Meist flüchten sie in die USA und nach England. Die Stadt kauft ihre Anwesen zu Spottpreisen auf.


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Schaulustige vor der niedergebrannten Synagoge. Aufgenommen am 10. November 1938 gegen 8.40 Uhr von Fritz Walderich an der Kreuzung Allee Titotstraße.
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Zeugenbericht der Reichspogromnacht: Aus dem Tagebuch des Heilbronner Bürgermeisters Emil Beutinger


Die israelitische Kultusgemeinde wird im August 1939 aufgelöst, die meisten noch in Heilbronn lebenden Juden kommen in zwölf "Judenhäuser" und werden zu Zwangsarbeiten verpflichtet. Bis 1945 ermorden die Nazis auf offener Straße und in KZs 234 jüdische Heilbronner, 600 gelingt die Flucht. Ihre Geschichte ist noch längst nicht zu Ende geschrieben. 


Gedenkfeier und Podcast

Auf dem Max-Beermann-Platz zwischen KSK und HSt findet am Donnerstag, 9. November, um 19.15 Uhr eine Gedenkfeier statt. Hauptredner ist Stimme-Redakteur Kilian Krauth. Hier kommen Sie zu unserem neuen Podcast mit Stadtarchivdirektor Christhard Schrenk zum jüdischen Leben in Heilbronn.

 
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