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Kritik von Händlern: Deutliche Vorbehalte gegen Heilbronner Sommerzone 2023

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2022 war in der nördlichen Innenstadt von Heilbronn die wenig gelungene Premiere für die Sommerzone - 2023 soll das Ganze ausgeweitet werden. Doch die geplante Umwandlung von Turm- und Lohtorstraße in verkehrsberuhigte Zonen mit Ruheflächen stößt auf Kritik.

Die Heilbronner Turmstraße wird auch in diesem Jahr zur Sommerzone. Neben der Leselounge im Bild werden im August weitere Ruhezonen und Grünflächen aufgebaut. Foto: Archiv
Die Heilbronner Turmstraße wird auch in diesem Jahr zur Sommerzone. Neben der Leselounge im Bild werden im August weitere Ruhezonen und Grünflächen aufgebaut. Foto: Archiv  Foto: Krauth, Kilian

Der erste Aufschlag war eher ein Flop. Ohne vorherigen Bürgerdialog hatte die Stadt Heilbronn von August bis Ende Oktober 2022 die südliche Seite der Turmstraße für den Autoverkehr gesperrt, begrünt und Sitzbänke sowie eine Leselounge für Passanten eingerichtet. Die nahmen das Angebot aber kaum an, zudem wirkte die Sommerzone in den Oktoberwochen ziemlich verwahrlost.

In diesem Jahr soll das ganz anders werden. Die Heilbronner Sommerzone 2023 wird unter Einbindung der Lohtorstraße deutlich ausgeweitet und schon jetzt sollen Anwohner und Bürger mit ins Boot genommen werden.


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Dazu fand am Montag ein Informationsabend statt. "Wir wollen die Pläne besser kommunizieren und mit ihnen ins Gespräch kommen", betonte Baubürgermeister Andreas Ringle bei der Begrüßung der knapp 30 Anwohner im Rathaussaal.

Experiment und Erlebnisorte

Grünflächenamtsleiter Oliver Toellner sprach von einem "Experiment und Erlebnisorten" und verglich die Sommerzone mit den Klimawäldchen am Wollhaus und auf der Theresienwiese. "Die Turmstraße soll ähnlich aufgebaut werden wie in diesem Jahr", wird Marie-Luise Bertsch vom Amt für Straßenwesen konkreter. Die Lohtorstraße solle für den Straßenverkehr teilweise komplett gesperrt werden, der weitere Teil ist für Anwohner und den Lieferverkehr reserviert.

Auf den Flächen sollen Sitzräume, Spiel- und Aktionsflächen, Leseräume sowie Gastronomieangebote geschaffen werden. "Ziel ist es mit den Sommerzonen von Autos genutzte Straßen temporär in verkehrsberuhigte Zonen zu verwandeln", betont Dana Fischer vom Grünflächenamt in aller Offenheit und erntet viel Widerspruch von den Händlern.

"Ich sehe das kritisch, dass wir so viele Flächen zur Verfügung stellen, denn der Handel braucht die Parkplätze", betont Elke Roth. Sie hält den Kiliansplatz für viel besser geeignet für solche Flächen. "Geht es darum, die Stadt zu verschönern, oder geht es darum, das Auto zu verdrängen", will die Stadträtin und ehemalige Betreiberin des Café Roth wissen.


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"Damit schaffen wir noch mehr Leerstände in Heilbronn und das sollten wir nicht machen", kritisiert Claus Böhm vom gleichnamigen Reisebüro an der Ecke Sülmer City/Lohtorstraße. "Ich bitte dringlich darum, dass die Leute weiterhin in die Praxis kommen können. Wir haben auch viele alte und behinderte Patienten", macht Dr. Bernd Salzer klar, der in der Lohtorstraße ein Gemeinschaftspraxis betreibt.

Zweiter Schritt vor dem ersten

"Wir machen den zweiten Schritt vor dem ersten", kritisiert Johannes Nölscher, der "tendenziell" Sommerzonen unterstützt. "Wir brauchen aber erst attraktive Alternativen zum Individualverkehr und mehr Wohnungen in der Stadt", so der Vorsitzende der Stadtinitiative. "In den Parkhäusern der Stadt stehen durchgängig 2000 Plätze leer", betont Andreas Ringle.

Der Wegfall der meisten bestehenden Parkplätze in der Lohtorstraße stößt vor allem den dort ansässigen Händlern und Gastronomen sauer auf.
Der Wegfall der meisten bestehenden Parkplätze in der Lohtorstraße stößt vor allem den dort ansässigen Händlern und Gastronomen sauer auf.  Foto: Berger, Mario

Das seien aber die falschen, ist sich Martin Kraus sicher. "Zu mir kommen 70 Prozent, die kurz anfahren, um einzukaufen. Da sind solche Maßnahmen extrem kontraproduktiv", betont der Inhaber von Elektro Kraus in der Turmstraße. Er halte Berliner-, Theater- und Kiliansplatz für viel besser geeignete Standorte. Zumindest für 2023 ist die Entscheidung jedoch gefallen. "Wir müssen Dinge ausprobieren und ich glaube, dass eine höhere Aufenthaltsqualität die Leute in der Stadt hält", betont Ringle. "Ich wünsch mir dann aber auch, dass das Experiment eingestellt wird, wenn es nicht gelingt", kontert Elke Roth.

Am 12. und 13. Mai sollen die Sommerzonen 2023 eröffnet werden. Beim Straßenkunstfestival am 29. Juli ist geplant, die Turmstraße und die Lohtorstraße besonders einzubinden. Bei der Vorstellung der Ideen spielten auch die Themen Sauberkeit und Erreichbarkeit eine große Rolle.

"Ich mache mir große Sorgen um die Sauberkeit in der Lohtorstraße", betont Luca Maximilian Högerle, Mitbetreiber vom Lokal Ins Spätzle. "Der Lieferverkehr ist ein Riesenproblem", mahnt Susanne Zenth an. "Viele Lieferdienste finden unsere Geschäfte einfach nicht", so die Inhaberin von Lilu Perle.

 
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