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Wie die selbstfahrende Paketbox heißen soll

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Der Namenswettbewerb für die selbstfahrende Paketbox der Hochschule Heilbronn brachte 180 Vorschläge. Für die Jury waren ganz unterschiedliche Kriterien entscheidend. Soviel vorab: "Päckles-Karle" wird die Paketbox nicht heißen.

Hochschul-Sprecher Torsten Robert (v.l.), die Professoren Nicola Marsden und Raoul Zöllner von der Hochschule Heilbronn sowie Jan Fries von der Buga GmbH beim Jury-Entscheid.
Foto: Christian Gleichauf
Hochschul-Sprecher Torsten Robert (v.l.), die Professoren Nicola Marsden und Raoul Zöllner von der Hochschule Heilbronn sowie Jan Fries von der Buga GmbH beim Jury-Entscheid. Foto: Christian Gleichauf  Foto: Gleichauf, Christian

Die Hochschule Heilbronn kann für ihre selbstfahrende Paketbox künftig mit einem griffigen Namen werben: In einem gemeinsam mit unserer Zeitung ausgeschriebenen Namenswettbewerb, bei dem Leser Vorschläge einsenden konnten, setzte sich bei der Jury der Name Paxi durch.

Die Liste war lang. 180 Vorschläge wurden Claudia Schenk, Forschungskoordinatorin an der Hochschule Heilbronn, zugeschickt. "Besonders gefreut habe ich mich über den handgeschriebenen Brief einer 78-Jährigen, die kein Internet hat." Teilweise lieferten die Teilnehmer der Aktion gleich mehrere Namen, teilweise kamen sie auch auf ähnliche oder die gleichen Ideen.

Pa wie Paket

Auffällig: Ein Großteil kam auf Abkürzungen, die mit der Silbe Pa- beginnen. Padi für Paketdiener etwa, Pako für "Paket kommt", gerne auch in der süddeutschen Verniedlichung Pakole. Daneben gleich richtig schwäbisch der "Päckles-Karle". Dazu gab es Versuche, dem Gerät einen passenden menschlichen Namen zu geben: Carla oder Flora etwa - wahlweise mit Anklängen an Buga-Karl, die Blumenschau oder an den englischen "Car".

Von der Hochschule Heilbronn hatten Nicola Marsden und Raoul Zöllner, die beide am Projekt Buga-Log beteiligt sind, die Wahl. Dazu war Hochschulsprecher Torsten Robert und der designierte Leiter des Heilbronner Liegenschaftsamts, Jan Fries, in der Jury. Die tat sich nicht leicht. In unterschiedliche Richtungen gingen die Überlegungen.

In die engere Wahl schafften es unter anderem Boxx-Log, das ähnlich wie der Projektname "Buga-Log" als Wortbestandteil die Logistik aufgreift - dann jedoch als zu sachlich und wenig eingängig empfunden wurde. Originell fand Jan Fries die Begründung für "Balu": B wie Box oder Buga, A wie autonom, L wie liefern und U für urban.

Warum nicht mal ein weibliches Gefährt?

Nicola Marsden konnte sich unter anderem für Caroline erwärmen. "Mir wäre wichtig, dass so ein technisches Gefährt nicht automatisch wieder einen männlichen Namen bekommt." Außerdem stecke da auch der "Car" drin, und in der Endung "oline" schwinge mit etwas Phantasie auch "online" mit. Damit schaffte es Caroline unter die Top 3.

Der Schlüssel zur Technik

Ebenfalls in dieser engeren Wahl war der Vorschlag BringIT. Für Raoul Zöllner wichtig: "Das versteht man auf Deutsch und auf Englisch, außerdem steckt in dieser Schreibweise die IT-Komponente drin." Und die sei letztlich ja der "Schlüssel zu dem Gerät".

Durchsetzen konnte sich der Vorschlag von Daniela Somers aus Untergruppenbach: Paxi. Sie sah darin eine Verniedlichung von Pax für Paketbox. Die Jury ließ sich eher von der Nähe zum Taxi begeistern. Eine schöne Vorstellung, dass Nutzer irgendwann ganz selbstverständlich sagen würden. "Hey, da kommt mein Paxi" - und dabei gar nicht unbedingt nur an Pakete denken würden, wie Torsten Robert anmerkt: "Denn die Paketbox könnte in der Stadt künftig noch für andere Aufgaben infrage kommen." So war im Laufe des Projekts die Idee aufgekommen, mit dem Gefährt auch den gelben Sack oder ähnliches abzutransportieren.

Namensvettern unerwünscht

In Bezug auf die Namensrechte muss nun geklärt werden, ob Paxi keinem Namensvetter in die Quere kommt. Schließlich trägt beispielsweise eine griechische Inselgruppe bereits diesen Namen.

Daniela Somers bekommt von der Hochschule zwei Buga-Tageskarten. Weitere Karten wurden unter den Teilnehmern verlost. Die Gewinner werden informiert.

Das Projekt Buga-Log

Mit dem Projekt Buga-Log erforscht die Hochschule Heilbronn in enger Kooperation mit der Buga GmbH, der Stadt Heilbronn und der Universität Stuttgart den Einsatz eines automatisierten Transportsystems. Erstmals wird in Deutschland die Akzeptanz in der Bevölkerung gegenüber einem solchen Systems im öffentlichen Raum untersucht. Nutzer im neuen Stadtteil Neckarbogen können per Smartphone-App die Zustellung eines Pakets zu einem Zeitpunkt vereinbaren. Dann wird das Paket von der selbstfahrenden Box bis vors Haus geliefert, wo sich das entsprechende Abteil wiederum mit der App öffnen lässt.

Mehr zum Thema: (Premium) Warum Paketzusteller vor der selbstfahrenden Paketbox keine Angst zu haben brauchen

Raoul Zöllner, Professor an der Hochschule Heilbronn, ist für das Projekt mit verantwortlich, ebenso auf Heilbronner Seite für das Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg. Dass sich die autonome Mobilität insgesamt schnell durchsetzt, erwartet Zöllner nicht. Optimistischer ist er, was Gefährte wie die Paketbox Paxi angeht - weil sie im Niedriggeschwindigkeitsbereich unterwegs sind. Nun hofft er auch auf Unternehmen, die bereit sind, finanziell ins Risiko zu gehen. Ansonsten sei der Vorsprung, den Deutschland bei dieser Technik habe, schnell aufgebraucht. In den USA sei bereits eine Firma mit 15 Millionen Dollar Kapital am Start, für Buga-Log steht eine Dreiviertelmillion Euro zur Verfügung.

 

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