Brandursache in Gemmingen waren vermutlich Böller
Nach dem Brand einer Lagerhalle in Gemmingen sind die Einsatzkräfte immer noch vor Ort. Ein Angehöriger eines böllernden Kindes hat sich nun bei der Polizei gemeldet.
Nach dem Vollbrand einer Lagerhalle beim Gemminger Bahnhof in der Nacht auf Samstag ist die angrenzende Bahnstrecke wieder freigegeben.
Noch in der Nacht wurden die Überreste des historischen Güterschuppens eingerissen. Einsatzkräfte der Feuerwehr blieben bis zum Vormittag präsent, um sicherzustellen, dass kein Feuer mehr ausbricht. Ein Silo der Agroa Raiffeisen eG wurde durch das Feuer ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen.
Geschäftsführer Stephan Buchholz sagte am Samstagvormittag, die Folgen könnten dennoch glimpflich ausfallen. Die Temperatur der 450 Tonnen Weizen, die im Silo gelagert sind, würden aktuell regelmäßig überprüft. Bislang sehe es gut aus, eventuell bleibe der Schaden überschaubar.
Wie berichtet, hatten kurz vor Brandausbruch am Freitag gegen 17 Uhr mehrere Zeugen Kinder bzw. Jugendliche an der Bushaltestelle am Bahnhof wahrgenommen, die mit Böllern hantiert haben sollen. Gezündete Böller liegen dort heute auf dem Boden verteilt.
Ein Zusammenhang zwischen Böllerei und Feuerausbruch ist auch aus Sicht von Gemmingens Bürgermeister Timo Wolf wahrscheinlich. Sicher sei dies aber noch nicht, sagte er in der Nacht vor Ort. Die Polizei teilte dazu bislang nur mit, Brandstiftung könne nicht ausgeschlossen werden. Das Polizeirevier Eppingen hat Ermittlungen aufgenommen.
Auch am Samstag schauen sich einige Menschen in Gemmingen den Unglücksort an. „Oh mein Gott“, ruft ein Junge auf dem Fahrrad. „Das ist ja ganz abgebrannt.“
Der Güterschuppen wurde vom Bauhof als Lagerplatz genutzt, unter anderem die Ausrüstung fürs Parkfest war darin aufbewahrt. Der Sachschaden fällt nach Behördenangaben sechsstellig aus.
Angehöriger von böllernden Kindern soll sich bei Polizei gemeldet haben
Nach Informationen unserer Redaktion soll der Vater eines Jungen, der am Freitagabend am historischen Güterschuppen in Gemmingen kurz vor Brandausbruch mit Böllern gezündelt haben soll, aktiv die Polizei kontaktiert haben. Ein Sprecher der Heilbronner Polizei bestätigte am Samstag, dass sich aus dem Umfeld böllernder Kinder ein Zeuge gemeldet hat.
Offenbar hatte sich das Kind mit einem anderen Jungen dort am Gebäude gleich neben dem Gemminger Bahnhof aufgehalten und mit Böllern hantiert. Mehrere Zeugen hatten diese Beobachtung geteilt, unter anderem Mitarbeiter der Agroa Raiffeisen eG sowie ein Gast des Restaurants Zum Bahnhof. Es ist auch die Rede davon, dass Böller in den Güterschuppen flogen. Zu Details machte die Polizei am Samstag allerdings keine Angaben. Die Ermittlungen stünden hier noch am Anfang, so der Polizeisprecher weiter. Deshalb könne momentan nicht mehr dazu mitgeteilt werden.
Die Feuerwehr Gemmingen war bis am späten Samstagvormittag mit den Folgen des Brandes beschäftigt. Feuerwehr-Kommandant Steffen Ebert sagt, in der Nacht auf Samstag habe man mehrere Glutnester im Brandschutt entdeckt. Um 3.30 Uhr sogar ein besonders großes Glutnest, weshalb dann die restliche Nacht über die Feuerwehr dort präsent blieb. Ein Bagger hatte den Schutt später noch auseinander gezogen, damit die Einsatzkräfte besser löschen konnten. Auf dem Dach des Schuppens seien Eternitplatten verbaut gewesen, sagt Ebert - ein potenzielles Gesundheitsrisiko. Die Bahnstrecke sei nach dem Abriss der Überreste des Güterschuppens bereits wieder freigegeben worden, schon etwa gegen 22 Uhr.
Der Feuerschein über dem Bahnhofsareal in Gemmingen war am Freitagabend von weitem zu sehen. Zehn Feuerwehren aus dem Landkreis seien zur Unterstützung gekommen, schildert Gemmingens Kommandant Ebert. Die Folgen des Feuers wird die Gemeinde noch einige Zeit beschäftigen. Kommende Woche soll das eine Silo der Agroa Raiffeisen eG, das stark in Mitleidenschaft gezogen wurden, entleert und untersucht werden. „Die Schadenssumme wird sicher noch ansteigen“, vermutet. Bürgermeister Timo Wolf hatte anfangs von grob 100.000 Euro gesprochen, die Polizei nannte später eine Schätzung von 200.000 Euro.
„Ich habe zwischenzeitlich befürchtet, dass der Funkenflug auch noch bei uns einen Brand verursacht“, sagt Steffen Trendl, Wirt vom Restaurant Zum Bahnhof. Glücklicherweise sei das nicht eingetreten. In seinem Auto rieche es heute aber wie in einer Räucherkammer. Dass böllernde Kinder ermittelt worden seien, habe er bereits gehört, so Trendl weiter. Die spannende Frage sei nun, wie das versicherungsrechtlich zu sehen sei. Und vor allem: „Hat den Kindern jemand die Böller verkauft?“ Dies wäre dann, abhängig vom Alter der Kinder, vermutlich nicht erlaubt gewesen. Selbst Kleinstfeuerwerk wie Knallbonbons und Wunderkerzen dürfen erst an Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren verkauft werden.