Stimme+
Zwischen Respekt und Hohn
Lesezeichen setzen Merken

Joe Biden tritt im US-Wahlkampf zurück – so reagiert die Welt

   | 
Lesezeit  5 Min
Erfolgreich kopiert!

Der amtierende Präsident Joe Biden hat seinen Rücktritt im US-Wahlkampf bekannt gegeben. Wie reagieren seine Wegbegleiter und Kritiker auf diesen Schritt?

Der damalige US-Präsident Barack Obama umarmt seinen damaligen US-Vizepräsidenten Joe Biden während der Trauerfeier für Bidens Sohn Beau Biden in der St. Anthony of Padua Church in Wilmington. Archivbild
Der damalige US-Präsident Barack Obama umarmt seinen damaligen US-Vizepräsidenten Joe Biden während der Trauerfeier für Bidens Sohn Beau Biden in der St. Anthony of Padua Church in Wilmington. Archivbild  Foto: Foto: Yuri Gripas/AFP Pool via AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der amtierende US-Präsident Joe Biden tritt als Präsidentschaftskandidat zurück. Das hatte der 81-Jährige am Sonntagabend über mehrere soziale Medien verkündet. Er war wegen seines Alters und seines mentalen Zustandes in den eigenen Reihen unter Druck geraten. Biden will sich nun nur auf die Erfüllung seiner Pflichten als Präsident konzentrieren, wie er schrieb.

Viele Wegbegleiter US-Präsident Biden würdigen seine Entscheidung. Auch Bundeskanzler Scholz spricht ihm Dank und Anerkennung aus. Hohn hingegen kommt von Herausforderer Trump.

"Betrug": Trump wettert über Biden-Verzicht

Wer wissen will, wie es um Donald Trumps Laune steht, dem hilft manchmal der Blick auf seine letzten Wortmeldungen. Die waren nach dem Rückzug Joe Bidens aus dem Präsidentschaftsrennen voller Wut. Sein Wahlkampfteam habe Zeit und Geld in "den Kampf gegen den betrügerischen Joe Biden" investiert. "Jetzt müssen wir wieder von vorn anfangen", schrieb Trump auf der von ihm mitbegründeten Internet-Plattform Truth Social. Der 78-Jährige stellte eine Entschädigung der Republikaner für diesen "Betrug" an seiner Partei in den Raum.

Angesichts der miserablen Umfragewerte für den 81-jährigen Biden – besonders nach seiner desaströsen Leistung bei einer TV-Debatte Ende Juni – hatte Trump gehofft, für die Wahl im November leichtes Spiel zu haben. Nun werden die Karten im Wahlkampf neu gemischt. 

Scholz: Biden verdient Anerkennung für Rückzug

Der Verzicht von Joe Biden auf eine weitere Präsidentschaftskandidatur in den USA verdient nach Ansicht von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Respekt. "Mein Freund @POTUS Joe Biden hat viel erreicht: für sein Land, für Europa, die Welt", schrieb Scholz auf der Plattform X. "Dank ihm ist die transatlantische Zusammenarbeit eng, die NATO stark, die USA ein guter und verlässlicher Partner für uns. Sein Entschluss, nicht noch einmal zu kandidieren, verdient Anerkennung."

Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Deutsche Politiker zollen Biden Respekt für Rückzug

Bei vielen weiteren deutschen Politikern stößt  der Schritt von Joe Biden auf Anerkennung. Bundesjustizminister Marco Buschmann nannte Biden eine "Ausnahmepersönlichkeit", die "seinem Land trotz schrecklicher persönlicher Schicksalsschläge seit vielen Jahrzehnten" diene. "Seine Entscheidung, selbst zu bestimmen, wann dieser Dienst endet, verdient größten Respekt", schrieb der FDP-Politiker bei X.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach meinte bei X: "Ein Segen. Biden zeigt Größe und verdient Respekt für diese Entscheidung. Jetzt kann der Wahlkampf wieder spannend werden".

Biden habe mehr als fünf Jahrzehnte lang dem amerikanischen Volk gedient, schrieb CDU-Chef Friedrich Merz auf der Plattform X. "Seine heutige Entscheidung verdient größten Respekt".

Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang erklärte auf X: "Joe Biden hat als Präsident seinem Land auf beeindruckende Art und Weise gedient. Und er tut es auch mit diesem Schritt. Mein größter Respekt!".

Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen schrieb auf X, Biden habe "seinen Fehler, erneut zu kandidieren, spät, aber nicht zu spät korrigiert." Auch das verdiene größten Respekt. "Die Demokratische Partei hat nun die Chance, den Wahlkampf noch einmal zu drehen."

Der SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner schrieb bei X, es sei ein "erwarteter Paukenschlag in den USA". Am Ende sei dies alternativlos und notwendig, um den republikanischen Kandidaten Donald Trump doch noch zu besiegen. 

Selenskyj: Biden hat ukrainischen Freiheitskampf unterstützt

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seinem amerikanischen Amtskollegen seinen Dank ausgesprochen – auch im Namen seines Landes. "Die Ukraine ist Präsident Biden für seine standhafte Unterstützung des ukrainischen Freiheitskampfes dankbar", schrieb Selenskyj bei X. Biden habe auf herausfordernde Zeiten mit mutigen Schritten geantwortet und man respektiere seine schwere Entscheidung, sich nicht zur Wiederwahl zu stellen.

"Wir werden immer für die Führung von Präsident Biden dankbar sein. Er hat unser Land während der dramatischsten Momente der Geschichte unterstützt", schrieb Selenskyj weiter. Biden habe der Ukraine geholfen, den russischen Präsidenten Wladimir Putin davon abzuhalten, das Land zu besetzen, und die Ukrainer durch den "furchtbaren Krieg" hindurch weiter unterstützt. Man hoffe, dass die starke Führung Amerikas auch weiter dazu beitragen werden, dass das "Böse aus Russland" keinen Erfolg habe.

Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Die USA sind der stärkste Unterstützer der Ukraine gegen den seit Februar 2022 währenden russischen Angriffskrieg. Zuletzt gab der Kongress ein von Biden angestoßenes Milliardenpaket frei, mit dem Kiew weitere, dringend benötigte militärische Hilfe erhält. 

Australien und Neuseeland: Premiers danken Biden für gute Beziehungen

Ebenso hatten Vertreter Australiens Joe Biden nach seinem Rückzug aus dem US-Präsidentschaftsrennen für seine Verdienste als US-Präsident gedankt. "Die Allianz zwischen Australien und den USA war noch nie so stark wie jetzt, da wir uns gemeinsam für demokratische Werte, internationale Sicherheit, wirtschaftlichen Wohlstand und Klimaschutz für diese und künftige Generationen engagieren", schrieb der australische Premierminister Anthony Albanese auf der Plattform X.

"Wir können alle innehalten und die schwierige Entscheidung, die Präsident Joe Biden heute getroffen hat, anerkennen und respektieren", teilte der australische Botschafter in den USA und ehemalige Premier, Kevin Rudd, auf X mit. Er dankte Biden dafür, dass dieser sich immer von dem leiten lasse, was seiner Meinung nach das Beste für sein Land sei. Auch Rudd lobte, dass sich die Beziehungen zwischen den USA und Australien unter der Führung Bidens gut entwickelt hätten.

Neuseelands Ministerpräsident Christopher Luxon zollte Biden ebenfalls Respekt für seine Entscheidung. "Präsident Biden hat sein Leben dem öffentlichen Dienst gewidmet, und das verdient großen Respekt", schrieb Luxon auf X. Er danke dem Präsidenten für sein Engagement für Neuseeland. "Und ich freue mich darauf, für den Rest seiner Präsidentschaft mit ihm zusammenzuarbeiten", fügte er hinzu.

Musk: Zeitpunkt von Biden-Rückzug war in Washington bekannt

Neben den zahlreichen Politikern hatte auch auch einer der reichsten Menschen der Welt im US-Wahlkampf mit einer klare Präferenz gezeigt. Nach dem Rückzug Joe Bidens aus dem Rennen bezeichnet Elon Musk den demokratischen Amtsinhaber als Marionette. "Ich habe letzte Woche gehört, dass er sich genau zu diesem Zeitpunkt zurückziehen würde. Das war in DC allgemein bekannt", schrieb Musk auf der Plattform X, die ihm gehört. "Die wirklichen Kräfte, die an der Macht sind, entledigen sich der alten Marionette zugunsten einer, die eine bessere Chance hat, die Öffentlichkeit zu täuschen. Sie fürchten Trump, weil er keine Marionette ist." Musk kommentierte den Online-Diskurs um Bidens Rückzug mit etlichen weiteren Beiträgen bei X. 

Der Multimilliardär gehört zu den reichsten Menschen der Welt und hat schon mehrfach seine Unterstützung für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump kundgetan. Medienberichten zufolge soll diese Unterstützung im Wahlkampf nicht nur verbal, sondern auch finanzieller Art sein. Kurz nachdem Trump den Senator J.D. Vance als seinen Vize verkündet hatte, kommentierte Musk bei X: "Das klingt nach einem Sieg."

Obama lobt Bidens Entscheidung – kein Wort über Harris

Der frühere US-Präsident Obama gilt immer noch als Schwergewicht bei Demokraten. In einer Stellungnahme ist nun vor allem bemerkenswert, was er nicht schreibt. Denn: Er hatte zwar den Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Präsidentschaftsrennen gelobt – sich aber nicht öffentlich hinter US-Vize Kamala Harris als Ersatzkandidatin gestellt.

"In den kommenden Tagen werden wir uns auf unbekanntem Terrain bewegen. «Aber ich bin außerordentlich zuversichtlich, dass die Anführer unserer Partei in der Lage sein werden, einen Prozess in Gang zu setzen, aus dem ein herausragender Kandidat hervorgeht", schrieb Obama. Biden hatte Kamala als Ersatzkandidatin vorgeschlagen. 

Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Der Rückzug aus dem Rennen sei sicherlich eine der schwierigsten Entscheidungen in Bidens ganzem Leben gewesen, teilte Obama weiter mit. "Aber ich weiß, dass er diese Entscheidung nicht treffen würde, wenn er nicht glauben würde, dass sie für Amerika richtig ist." Biden habe "wieder einmal die Interessen des amerikanischen Volkes über seine eigenen stellt". Er habe aufgrund seiner «herausragende Erfolgsbilanz" jedes Recht gehabt, zur Wiederwahl anzutreten. Die Entscheidung Bidens zum Rückzug zeige dessen Liebe zu seinem Land hieß, weiter. Biden sei ein "Patriot von höchstem Rang". 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben