Die Familie der Autorin stammt aus Völklingen im Saarland. Sie nutzte die Gelegenheit, um beim Bundesarchiv Recherchen über ihre eigene Familiengeschichte in Auftrag zu geben, die eng mit der Geschichte der Hütte, dem heutigen Weltkulturerbe, verknüpft ist.
So war die Einheitsfeier im Saarland, dem französischsten der deutschen Länder
Das Saarland richtet die zentrale Feier zu 35 Jahren Einheit aus und präsentiert sich als hervorragender Gastgeber. Tausende Menschen sind an drei Tagen auf der Festmeile in Saarbrücken unterwegs.

Am Sonntag gegen 9 Uhr fährt kein Auto auf der A620, die quer durch Saarbrücken führt. Auch die Straßen beim Schloss und auf der anderen Saarseite, Richtung Innenstadt, sind menschenleer. Nur vereinzelt rangieren LKW, ein Mann hängt ein großes Plakat ab. Es ist als müsse das Saarland erst noch erwachen nach drei Tagen Einheitsparty. Das kleine Bundesland ganz im Westen war in diesem Jahr Ausrichter der Feier zu 35 Jahren Deutsche Einheit – wie es Tradition ist für das Bundesland, das den Vorsitz im Bundesrat, der Länderkammer, inne hat.
Die Saarländer, deren inoffizielles Motto „Hauptsach gudd gess“ ist, ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen: Sie präsentierten sich den Gästen aus den anderen 15 Bundesländern und dem Ausland als hervorragende Gastgeber. Davon konnte man sich vor allem am Freitag ein Bild machen, als das Wetter den Feiernden gnädig war. Rund 1 Million Einwohner hat das Saarland, gefühlt drängte sich jeder einzelne davon über die kilometerlange Festmeile, die sich kreuz und quer durch die Landeshauptstadt erstreckte.

Auf der Festmeile in Saarbrücken ist die Schwarzwälder Kirschtorte ausverkauft
Die Menschen blieben an den Buden stehen, um Schwarzwälder Kirschtorte zu probieren, die das Bundesland Baden-Württemberg mitgebracht hatte. Sie war am Freitag und Samstag bereits um 16 Uhr ausverkauft. Die Besucher tanzten zu lauter Technomusik aus einer Telefonzelle, dem „Zwerghain“, die die Berliner in Anspielung an den berühmten Technoclub „Berghain“ aufgebaut hatten. Und sie informierten sich beim Stand des Bundesarchivs über die Stasi, Staatssicherheit der DDR, und ihre Arbeit im Saarland.
Die Spitzel des sozialistischen Staates waren vor dem Mauerfall intensiv im Saarland unterwegs. Denn Erich Honecker, 13 Jahre lang Staatsratsvorsitzender der DDR, stammte aus Wiebelskirchen im Saarland. Der guten Verbindung zwischen ihm und dem damaligen saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine war es zu verdanken, dass die erste deutsch-deutsche Städtepartnerschaft geknüpft wurde – zwischen Saarlouis und Eisenhüttenstadt, der Eisen- und Stahlstadt an der Grenze zu Polen. All das kann man in der Broschüre „Die Stasi und das Saarland nachlesen“, die die Mitarbeiter des Bundesarchivs an ihrem Infostand ausgelegt hatten.

Frankreichs Präsident Macron macht die Saarländer stolz
Das Saarland, es ist das französischste aller Bundesländer. So war auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf Einladung von Ministerpräsidentin Anke Rehlinger am 3. Oktober als Festredner nach Saarbrücken gekommen. Er machte die Saarländer mit diesem Besuch stolz, war es doch das erste Mal seit über 20 Jahren, dass ein ausländisches Staatsoberhaupt an diesem Tag der Deutschen sprach.

Das Saargebiet wurde erst 1957 an die Bundesrepublik angeschlossen
Gleichzeitig hätte der Ort kaum passender sein können, um die Brücke zwischen Teilung und Vereinigung, Deutschland und Europa zu schlagen. Denn der Anschluss des Saarlands an das Bundesgebiet 1957, gefolgt vom wirtschaftlichen Anschluss 1959, war quasi Testlauf für die Deutsche Wiedervereinigung rund 30 Jahre später. Heute ist das Saarland mit seiner engen Verbindung zum Nachbarn im Westen zu einem Motor der europäischen Einheit geworden.