Zwei Pässe, keine Heimat: Warum doppelte Staatsbürgerschaft das Zugehörigkeitsgefühl nicht löst
Die Reform des deutschen Staatsangehörigkeitsrechts soll vor allem Gastarbeitern zu Gute kommen. Die doppelte Staatsbürgerschaft bringt emotional jedoch nichts, meint unsere Autorin.

Das Gefühl, weder hier noch dort wirklich zu Hause zu sein, begleitet viele Kinder und Enkelkinder von Gastarbeitern. Sie sind Teil einer Subkultur, die weder vollständig deutsch noch vollständig ausländisch ist. Deutsche erkennen sie an ihrem Aussehen, heimische Türken an ihrem deutschen Dialekt. Die Frage, welchen Pass sie besitzen, spielt dabei kaum eine Rolle.
Unerfüllte Sehnsucht: Was ist Zuhause?
In Deutschland vermissen sie die Kultur, das Essen und die Sprache ihres Herkunftslandes. Dort angekommen sehnen sie sich nach ihren Freunden, der Struktur und der Ordnung in Deutschland. Diese ständige Sehnsucht nach vollkommener Zugehörigkeit bleibt unerfüllt. Was bringen ihnen also beide Staatsangehörigkeiten? Auf den ersten Blick scheinen zwei Nationalitäten auf dem Papier eine Lösung zu bieten.
Doch in der Realität werden sie kaum etwas am Gefühl der Unvollständigkeit ändern, mit dem viele Migranten und Menschen mit Migrationshintergrund leben müssen. Ein zusätzlicher Pass mag vielleicht die rechtliche Zugehörigkeit klären, aber die innere Zerrissenheit bleibt bestehen. Sie werden weiterhin zwischen zwei Welten pendeln, ohne in einer davon vollständig anzukommen.
Nur auf Papier: Ein Zugehörigkeitsgefühl entsteht im Kopf und im Herzen
Die doppelte Staatsbürgerschaft könnte ihnen zwar rechtliche Vorteile bringen, wie zum Beispiel vereinfachte Reise- und Aufenthaltsbedingungen. Doch das tiefere Bedürfnis nach echter Zugehörigkeit und Anerkennung in beiden Kulturen bleibt keine Frage von Dokumenten, sondern von emotionalen und kulturellen Bindungen, die sich nicht durch eine Reform des Staatsangehörigkeitsrechts lösen lassen.