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Frühstart-Rente ab 2026 geplant: Finanzierung und Umsetzung noch unklar

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Die Frühstart-Rente soll ab 2026 Kindern beim Aufbau einer privaten Altersvorsorge helfen – doch noch ist fast nichts geregelt. Finanzierung, Antragsverfahren und Zuständigkeiten bleiben offen, obwohl der Start in sechs Monaten geplant ist.


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Im Koalitionsvertrag der noch relativ jungen schwarz-roten Koalition steht eine Menge, was die Bürger finanziell entlasten soll. Zwei Versprechen – die Senkung der Stromsteuer für Privatleute und die Kaufprämie für E-Autos –sind zumindest kurzfristig schon mal gestorben. Die Gründe liegen in „Haushaltszwängen“, es ist also schlichtweg zu teuer. 

Nach Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hätte eine vierköpfige Familie mit der Senkung der Stromsteuer 93 Euro pro Jahr sparen können. Zu den geplanten Entlastungen im Koalitionsvertrag zählt auch die sogenannte Frühstart-Rente, die zum 1. Januar 2026 eingeführt werden soll. Wie steht es um das Vorhaben?

Frühstart-Rente soll 2026 starten: Aber alle Fragen sind offen

SPD und Union haben sich darauf verständigt, Kinder und Jugendliche von 6 bis 18 Jahren monatlich mit jeweils zehn Euro zu unterstützen. Es soll in ein „individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersvorsorgedepot“ eingezahlt werden, heißt es im Koalitionsvertrag. Am 8. Juli wird Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) den Haushaltsentwurf für 2025 vorstellen sowie den Finanzplan des Bundes 2024 bis 2028. Der Haushaltsentwurf für 2026 wird zwar erst im Spätsommer oder Frühherbst vorliegen, doch im vierjährigen Finanzplan ist von der Frühstartrente zumindest noch keine Rede.

Knapp sechs Monate vor dem geplanten Start sind noch quasi alle Fragen offen. Wie sieht die Finanzierung aus, wie das bürokratische Verfahren, um die Frühstart-Rente zu beantragen und welche Behörde soll dafür zuständig sein? Das Bundesfinanzministerium sagt auf Anfrage unserer Redaktion hierzu lediglich, man befinde sich aktuell in der „Konzeptionsphase“, weitere „Details“ könne man nicht beantworten. Auch könne man nicht sagen, wann man Angaben zu Kosten, Antragstellung und Einführung machen könne, erklärt eine Sprecherin auf erneute Nachfrage. 

Lars Klingbeil (SPD), Bundesminister der Finanzen und Vizekanzler muss überlegen, wie und ob alle Wahlversprechen zu finanzieren sind.
Lars Klingbeil (SPD), Bundesminister der Finanzen und Vizekanzler muss überlegen, wie und ob alle Wahlversprechen zu finanzieren sind.  Foto: Katharina Kausche

Frühstart-Rente bringt Kosten in Milliardenhöhe mit sich

Laut Ruth Maria Schüler, Expertin für Soziale Sicherung und Verteilung am Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, belaufen sich die jährlichen Kosten für die Frühstart-Rente auf knapp über eine Milliarde Euro, wenn man von 700.000 Kindern pro Jahrgang ausgeht. „Hier sind die Kosten für die Verwaltung, die die Einführung der Frühstart-Rente mit sich bringen würde, noch nicht mit einberechnet“, erklärt Schüler. Außerdem müssten Strukturen zur Bearbeitung und Prüfung der Anträge geschaffen werden: „Die administrativen Kosten, die hier entstehen, wären dann noch einmal oben drauf zu rechnen.“

Grundsätzlich begrüßt die Expertin das Ziel, das gesetzliche Rentensystem durch privatwirtschaftliche und kapitalgedeckte Maßnahmen zu entlasten. „Die Frühstart-Rente ist hier aber nur ein Tropen auf den heißen Stein. Sie allein wird nicht ausreichen, um die Altersvorsorgelücke der nachkommenden Generation zu decken. Hier besteht die Gefahr, dass die junge Generation in vermeintlicher Sicherheit gewogen wird und eigene Vorsorge unterlässt.“

Rentensystem entlasten: Problem der Babyboomer müsste im Vordergrund stehen

Kinder, für die der Staat vom 6. bis zum 18. Lebensjahr die Frühstart-Rente finanziert, werden 2087 in Rente gehen. „Zu diesem Zeitpunkt ist die große Herausforderung, vor der das Rentensystem heute steht, nämlich die Integration der Babyboomer in die gesetzliche Rente längst Geschichte. Diese Herausforderung nachhaltig zu meistern, würde der jungen und zukünftigen Generationen jedoch viel mehr bringen als eine durch den Staat finanzierte kapitalgedeckte Altersvorsorge in jungen Lebensjahren“, sagt Ruth Maria Schüler.

Die Mühlen der öffentlichen Verwaltung in Deutschland mahlen bekanntlich langsam, auch wenn die Koalition das ändern will. Zwar betont das Bundesfinanzministerium, die Frühstartrente solle „prioritär“ umgesetzt werden, doch eine Zusicherung für den 1. Januar 2026 ist das nicht. Und sechs Monate sind eine kurze verbleibende Zeitspanne, um ein solches Mammutprojekt an den Start zu bringen.

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