Die Entkriminalisierung des Schwarzfahrens muss endlich kommen
Die Reform von Justizminister Marco Buschmann kommt nicht voran. Das ist nicht nachvollziehbar, findet unsere Autorin.

Natürlich ist Schwarzfahren in Bus oder Bahn nicht okay, denn Verkehrsbetriebe, die Fahrgäste von A nach B bringen, werden so um ihre rechtmäßigen Einnahmen geprellt. Die Differenz muss die öffentliche Hand aufbringen, somit zahlen alle Steuerzahler dafür, dass Einzelne sich kein Ticket kaufen.
Es trifft häufig Menschen mit wenig Geld
Trotzdem ist die Forderung, die Wissenschaftler in Richtung FDP-Justizminister Marco Buschmann erheben, sinnvoll und richtig. Wer schwarzfährt und die Strafe nicht begleichen kann, sollte „als Ersatzstrafe“ nicht ins Gefängnis wandern. Häufig werden Menschen beim Schwarzfahren erwischt, die arm oder in prekären Lebenslagen sind: Arbeitslose, Auszubildende, Leute mit Minijobs, Flüchtlinge, die versuchen in Deutschland Fuß zu fassen und mit den Öffentlichen zu ihrem Arbeitsplatz pendeln.
Werden sie beim Schwarzfahren erwischt, so bedeutet das häufig eine Abwärtsspirale. Denn wer die 60 Euro Strafe nicht bezahlen kann und im Wiederholungsfall im Gefängnis landet, bei dem sind Arbeitsplatz oder Ausbildungsstelle unter Umständen weg – und die Chancen auf ein normales Leben in noch weitere Ferne gerückt. Ein Gefängnisaufenthalt macht sich im Lebenslauf einfach nicht gut.
Die Ampel sollte das Vorhaben rasch umsetzen
Marco Buschmann sollte also endlich die Reform umsetzen, die er eigentlich schon für die erste Hälfte 2024 angekündigt hatte und die seit Jahren gefordert wird – zur Entlastung der Justiz und ohnehin voller Gefängnisse. Dass das nun wegen eines anderen Vorhabens aus dem Verkehrssektor stockt, auf das sich die Ampel nicht einigen kann, ist unverständlich.