Stimme+
Landtagswahlen in Ostdeutschland
Lesezeichen setzen Merken

Wie es ist, in Sachsen taktisch CDU gewählt zu haben

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Nicht wenige Menschen haben in Sachsen CDU gewählt, damit die AfD nicht stärkste Kraft wird. Maik Ebert aus Plauen ist einer der Menschen, die so abgestimmt haben. Warum er das getan hat und wie er das Ergebnis beurteilt.

Der bisherige Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) kann in Sachsen womöglich weiterregieren. Einige haben ihn gewählt, um die AfD zu verhindern.
Der bisherige Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) kann in Sachsen womöglich weiterregieren. Einige haben ihn gewählt, um die AfD zu verhindern.  Foto: Jan Woitas

"Die Idee war, der AfD ein bisschen was wegzunehmen." So lautet Maik Eberts Erklärung dafür, warum er in Sachsen am Sonntag die CDU gewählt hat, obwohl er von der Partei nicht überzeugt ist. Eigentlich, erzählt er am Telefon, hätte er die Grünen gewählt. Nur lagen die in den Umfragen bei Werten um die fünf Prozent und es war nicht ausgemacht, ob die Partei es überhaupt in den Dresdner Landtag schafft. "Damit wäre meine Stimme viel weniger wert gewesen", sagt Ebert. Am Ende bekommt die Partei 5,1 Prozent der Stimmen und schafft es damit in den Landtag.

Ebert, Jahrgang 1962 und in der DDR aufgewachsen, hat bis im vergangenen Jahr noch bei Trumpf in Ditzingen gearbeitet. Dann ist er aus privaten Gründen in seine Geburtsstadt Plauen gezogen. Mit seiner taktischen Wahlentscheidung ist er nicht alleine: In Umfragen der Wahlforscher von Infratest Dimap haben 52 Prozent der CDU-Wähler in Sachsen angegeben, dass sie die Christdemokraten auch gewählt haben, um die AfD zu schwächen. Mehrfachnennungen waren möglich, es konnten also mehrere Überzeugungen stimmen. Dennoch ist diese Tendenz bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass die CDU in Sachsen mit nur 1,3 Prozentpunkten vor der AfD gelandet ist.

Vor den Landtagswahlen wurde für taktisches Wählen geworben

Im Vorfeld der Wahl wurde sogar aktiv für taktisches Wählen geworben. Die Webseite www.taktisch-waehlen.de listete für jeden Wahlkreis auf, welcher Partei man seine Stimme geben kann, weil sie die besten Chancen auf ein Mandat hat. In Plauen, Eberts Wahlkreis, empfahl die Webseite: CDU-Kandidat Jörg Schmidt wählen, um die AfD zu verhindern.

Für Ebert hat sich die Partei mit ihren Äußerungen immer weiter von der politischen Mitte entfernt. "Beim Bündnis Sahra Wagenknecht habe ich auch das Gefühl, dass sie zu weit von der Mitte entfernt sind." Hier müsse sich das jedoch noch zeigen, findet Ebert, die Partei sei noch zu neu.

Kenia-Koalition könnte in Sachsen wohl weiterregieren

Mit dem Wahlergebnis, das der bisherigen Kenia-Koalition aus CDU, SPD und Grünen das Weiterregieren möglich macht, kann Ebert leben. Auch dass viel mehr Menschen als in der Vergangenheit gewählt haben, freue ihn. "Ich hatte wirklich die Angst als großer Verfechter des Miteinanders in der Demokratie, dass das verloren geht." Die Christdemokraten seien in der Lage, die anderen Parteien mit ins Boot zu holen. "Das ist die Mitte der Gesellschaft. An Zukunfts- und Umweltthemen kommen wir nicht mehr vorbei, auch wenn wir es alle nicht gerne hören wollen." 

Es sei wichtig, immer miteinander reden zu können. Und es sei definitiv nicht alles schlecht, was in den letzten Jahren politisch passiert ist, im Gegenteil. "Wir bewegen uns in die richtige Richtung. Es geht langsam, man macht Fehler. Aber ich habe in meinem Leben auch schon Fehler gemacht." Es sei wichtig, dazu zu stehen und weiterzumachen.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben