EU-Beschluss: Fleischlobby siegt gegen Tofuwurst
Dass das EU-Parlament Wörter wie Sojaschnitzel verbieten möchte, ist lächerlich und bedauerlich, meint unser Autor.

Wussten Sie, dass nur Marmelade heißen darf, was aus Zitrusfrüchten besteht? Alles andere muss Konfitüre heißen. Einen Pflaumen-Aufstrich als „Marmelade“ zu kennzeichnen ist also durch die EU-Verordnung 2001/113/EG seit 24 Jahren strengstens untersagt und Verbraucher sind vor derlei üblen Machenschaften geschützt.
Gestern hat das EU-Parlament sich in der Disziplin detailverliebte Bürokratie aber noch übertroffen. Die EU-Abgeordneten haben dafür gestimmt, Wörter wie Sojaschnitzel, Tofuwurst oder Veggie-Burger zu verbieten. Nur noch die „zum Verzehr geeigneten Teile von Tieren“ (Mahlzeit!) sollen Fleisch heißen dürfen, alles andere dann eben Tofu-Stange oder Seitan-Klops.
Mit Populismus gegen angebliche Veggie-Eliten lässt sich auf Stimmenfang gehen
Dass sich die höchsten europäischen Volksvertreter derart von der Fleischindustrie vor den Karren spannen lassen, ist bedauerlich. Vor allem die konservative EVP, zu der CDU und CSU gehören, hat dafür getrommelt. Mit populistischen Parolen gegen Vegetarier und für die Tradition des Fleischessens lässt sich gut auf Stimmenfang gehen. Es ist ein Kulturkampf, der 1:1 aus den USA kopiert wurde.
Dabei würde es vielen Menschen gut tun, weniger Fleisch zu essen. Die allermeisten Deutschen essen zu viel davon, der Überkonsum begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Demenz. Und es braucht sich niemand in die Tasche lügen: Die meisten kaufen Fleisch aus qualvoller Massentierhaltung.
Der Beschluss ist ein Erfolg für die Fleischlobby, die sich von immer mehr Veggie-Alternativen bedroht fühlt. Nutzen wird es nichts. Immer mehr Menschen wenden sich längst vom massenhaften Fleischessen ab, ganz ohne staatliche Verbote.