Zu hohe Hürden bei Visa-Vergabe
Die von der Bundesregierung angekündigte erleichterte Visa-Vergabe für Erdbebenopfer ist alles andere als unbürokratisch, meint unser Kommentator.
Aus der Ferne kann man das unendliche Leid, das die Menschen in den türkischen und syrischen Erdbebengebieten erfahren, noch nicht einmal ansatzweise nachempfinden. Millionen Menschen, die bei der Naturkatastrophe alles verloren haben, stehen vor dem Nichts. Es sollte selbstverständlich sein, dass die internationale Staatengemeinschaft den Betroffenen hilft, wo sie nur kann. Auch aus Deutschland fließen reichlich Spendengelder in die Erdbebengebiete, unzählige Helfer waren vor Ort, um Nothilfe zu leisten.
Klar ist aber auch, dass der Wiederaufbau eine Mammutaufgabe ist, die Jahre dauern wird. Deshalb ist es richtig, die Visa-Vergabe für Betroffene zu erleichtern, die Angehörige in Deutschland haben. Doch die von der Bundesregierung versprochene unbürokratische Visa-Erteilung enthält hohe Hürden, die vielen Betroffenen die Einreise unmöglich machen dürfte. Es ist richtig, dass sich die Angehörigen in Deutschland verpflichten müssen, für den Lebensunterhalt und die spätere Rückreise der aufgenommen Opfer aufzukommen. Aber wie realistisch ist es, dass jemand noch seinen Pass, ein biometrisches Foto, seine Krankenversicherung, einen Wohnsitznachweis und einen Verwandtschaftsnachweis besitzt, wenn sein Zuhause in Trümmern liegt? Diese Bürokratie konterkariert das Ziel, schnelle Hilfe in der Not zu leisten.


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