VfR Heilbronn vor der Aufstiegs-Relegation: Mehr Demut muss her
Fußball-Landesligist VfR Heilbronn hat sportlich in kurzer Zeit Großes geleistet. Doch an der Badstraße ist nicht alles Gold, was glänzt – meint unser Autor.

Lob, Respekt, Anerkennung - das, was der VfR Heilbronn seit der Neugründung 2018 sportlich auf die Beine gestellt hat, verdient die Schulnote eins. In knapp sechs Jahren hat sich der Verein von der Kreisliga B bis auf Platz zwei der Landesliga und im Nachwuchsfußball zur Nummer eins in der Region Heilbronn emporgearbeitet. Die A- wie C-Junioren beenden die Saison jeweils als Meister der Landesstaffel, auch die B-Jugend spielt überregional. Der VfR marschiert in rasantem Tempo von Erfolg zu Erfolg. Dahinter steckt viel harte Arbeit.
Doch wo gehobelt wird, fallen auch Späne. Mit der am Sonntag vollzogenen sofortigen Trennung von Pascal Marche noch vor der Relegation hat der Verein in knapp eineinhalb Jahren den dritten Trainer verschlissen. Dass Vorstand Onur Celik das mit den Worten "auf Bezirksliga- und Kreisliga-Ebene kennt man so etwas natürlich nicht" bagatellisiert, lässt nötiges menschliches Feingefühl vermissen. Vor drei Jahren wurde mit großem Tamtam eine Frauenmannschaft installiert, nach einer gefeierten Meisterschaft aber wieder abgemeldet. Die zweite Mannschaft schaffte den Aufstieg in die A-Liga, ist jetzt aber ohne jegliches Bedauern vom Spielbetrieb zurückgezogen worden.
Dem VfR würde auf dem Weg nach oben etwas mehr Demut gut zu Gesicht stehen - wie größerer Respekt gegenüber anderen Vereinen aus der Region, die mit deutlich weniger finanziellen Mitteln auf sportlicher Ebene ebenfalls respektable Arbeit leisten und aus deren Reihen die Schwarz-Weißen die Talente für ihren eigenen Nachwuchs generieren. Das sind just auch dieselben Vereine, deren Mitglieder - wenn der VfR bis Mitte der 2030er Jahre sein Ziel im Profifußball anzukommen, erreicht haben sollte - ins Heilbronner Frankenstadion gelockt werden müssen.

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