Wer Putin nachgibt, der bestraft die leidenden Ukrainer
Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer kommentiert den blutigen Jahrestag: Nach einem Jahr Krieg ist keine Lösung in Sicht, und es gibt daher keine Alternative zu den Waffenlieferungen.

Ein furchtbares Jahr liegt hinter den Menschen in der Ukraine. Und niemand kann vorhersagen, wie lange Krieg, Elend und Tod noch anhalten werden. Putin hat vor zwölf Monaten eine schreckliche Zeitenwende eingeläutet - mit gravierenden Auswirkungen auf Europa und große Teile der Welt.
Getäuschte Beobachter
Viele haben sich getäuscht. All jene, die noch am Vorabend von Putins Einmarsch in die Ukraine behauptet haben, die Russen würden niemals die Ukraine angreifen. Und all jene, die das weltfremd geäußert haben, wollen nun einen sofortigen Waffenstillstand, keine westlichen Waffenlieferungen mehr und vor allem Friedensverhandlungen. Die Ukraine soll auf einen Teil des eigenen Staatsgebietes verzichten.
Mal ganz abgesehen davon, dass Putin unberechenbar und niemand aus seinem Umfeld ein verlässlicher Gesprächspartner ist, übergeht man das Leid der ukrainischen Bevölkerung. Sie wurde überfallen, getötet, vergewaltigt, gefoltert, Kinder wurden verschleppt, Lebensgrundlagen zerstört. Das alles quittieren wir mit einem Schulterzucken? Wie zynisch ist das? Genauso weltfremd, wie der Nato und dem Westen die Schuld zuzuschieben, schließlich habe sich Putin doch nur gegen deren Ausbreitung wehren müssen.
Beide Seiten mit Maximalforderungen
Wo aber ist der Lösungsansatz? Welche Rolle können die Vereinten Nationen dabei spielen? Eine Lösung kann es nicht geben, wenn beide Seiten auf Maximalforderungen bestehen. Doch ohne einen klaren Abzug der Russen wird die Ukraine keiner Vereinbarung zustimmen. Das ist deren gutes Recht. Und wer das nicht akzeptiert, sondern sich zurückzieht, der nimmt den Untergang eines ganzen Landes billigend in Kauf - und nicht nur das.
Daher kann es kein Zurückweichen und auch kein Ende der Unterstützung für die Ukraine geben. Sonst geben wir allen Aggressoren dieser Welt einfach nach - Hauptsache, wir sind nicht direkt davon betroffen. Das wäre ein armseliges Verhalten.