Städtepartnerschaften auf keinen Fall aufkündigen
Städtepartnerschaften mit Russland jetzt aufzukündigen, wäre das völlig falsche Signal, findet unser Autor. Diese Beziehungen werden noch dringend gebraucht.
Vorschnell und töricht sind die vereinzelten Rufe, Städtepartnerschaften mit Russland umgehend aufzukündigen. Das Putin-Regime international zu ächten und zu isolieren ist nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine ausweglos.
Kontakte, wie sie durch Städtepartnerschaften entstehen, sind aber etwas völlig anderes. Hier treffen Menschen, nicht Regierungen, direkt aufeinander, treten in den Austausch, lernen voneinander. So etwas ist wichtiger denn je. Denn auch eines zeigt sich im Moment: Das Wissen vom Leben der Menschen in Osteuropa ist hierzulande nicht sonderlich ausgeprägt, oft von Vorurteilen dominiert. Genau dagegen können Städtepartnerschaften helfen. Oft belächelt, allzu häufig vernachlässigt oder im Nachkriegs-Europa schlicht für überflüssig erklärt, haben sie Begegnungen auf persönlicher Ebenen über Grenzen hinweg ermöglicht und unzählige Freundschaften gestiftet.
Dass konkret bei Partnerschaften mit Russland derzeit keine Korken knallen, keine Feste und Delegationsreisen geplant werden, liegt auf der Hand. Die Kontakte aber abreißen zu lassen oder offiziell aufzukündigen, wäre gerade jetzt das völlig falsche Signal. Heilbronn handelt richtig. Das Rathaus verurteilt Putins Krieg mit klaren Worten, differenziert aber und hofft auf eine bessere Zukunft der jungen Verbindung zu Novorossijsk am Schwarzen Meer. Irgendwann werden hoffentlich auch wieder gegenseitige Besuche möglich sein. Und auf lange Sicht kann es gar nicht genug Partnerschaften mit Städten in Osteuropa oder irgendwo anders auf der Welt geben.