Pro & Contra: Mehr Grün und weniger Autos in der Heilbronner Innenstadt?
Mehr Grünflächen, mehr Lebensqualität, weniger Parkplätze. Die Sommerzone in Heilbronn wird verlängert – die Entscheidung ist umstritten. Auch unsere Autoren haben unterschiedliche Meinungen.

Pro
Von Kilian Krauth
Langsam drängt sich die Vermutung auf, manche Heilbronner Kaufleute verhalten sich gerne wie ein trotziges Kind, oder sollen wir sagen wie Krämerseelen? Wäre es nach ihnen gegangen, gäbe es heute keine Fußgängerzone und keine Stadtbahn, zwei bahnbrechende Meilensteine der Stadtentwicklung. Und ginge es nach ihnen, hätte es eine Sommerzone wie in der Lohtorstraße und Turmstraße erst gar nicht gegeben: ganz einfach weil ihnen offenbar Autos in der City wichtiger sind als einladendes Grün.
Umstrittene Sommerzone in Heilbronn: Vernünftige Reaktion auf den Klimawandel
Dabei sind beide Maßnahmen als Reaktion auf eine der größten Herausforderungen der Gegenwart zu verstehen: den Klimawandel. Nicht erst diesen Sommer haben viele Bewohner und Besucher unter der Überhitzung der City gelitten. Zwischen Betonschluchten und über Asphalt ist es auf Dauer kaum mehr auszuhalten. Dagegen muss etwas getan werden. Grünflächen, Bäume, Wasserspender sind eine Antwort darauf, noch viel mehr aber ganzheitliche Konzepte für Neubauten und für den Verkehr − mit Parkhäusern am Rande der City, aber mehr Fußgängern und Radlern mittendrin, mitten im Leben.
Der dauerhafte Umbau dieser Verbindungsachse zwischen − etwas darbender − Fußgängerzone und − florierender − Neckarpromenade ist kommunalpolitischer Konsens und steht schon seit Jahren auf der Agenda der Stadtentwicklung, konnte aber bisher aus finanziellen Gründen nicht realisiert werden. Dass sich manche Kaufleute nun wegen der Fortführung der Sommer- als Winterzone überrumpelt fühlen, ist vor diesem Hintergrund nicht ganz nachvollziehbar. Schließlich hatte die Stadtverwaltung schon nach der anfänglichen Kaufleute-Kritik eine Befragung durchgeführt, in der sich zeigte, dass sie 75 Prozent der Bürger begrüßen, während sich die meisten Kaufleute erst gar nicht daran beteiligten.
Contra
Von Thomas Zimmermann
In den 1970er Jahren haben Fußgängerzonen in unseren Innenstädten Einzug gehalten und sie lebenswerter gemacht. Heute geht es um die Begrünung und die Rolle des Autos in den Stadtzentren. So hat die Stadt Heilbronn nach einem Test in der Turmstraße, in diesem Jahr zusätzlich eine verkehrsberuhigte Sommerzone in der Lohtorstraße eingerichtet. Über Sinn und Ergebnis gibt es unterschiedliche Meinungen. Und es lässt sich trefflich streiten, ob und wie das Experiment weitergeführt werden soll. Vor allem aber sollte über die Sommerzone zunächst offen diskutiert werden.
Stadt Heilbronn ignoriert Wünsche der Händler
All das hat sich die Stadt offenbar nicht getraut. Stattdessen hat sie die umstrittene Fußgängerzone mit einem Federstrich zur Dauereinrichtung gemacht, obwohl im Frühjahr groß angekündigt wurde, dass die Aufbauten Ende September abgebaut werden. Die Gründe für diese einsame Entscheidung bleiben auch in der eilends zusammengezimmerten Pressemitteilung im Dunklen. Auf Wünsche der Händler, die man kurzfristig zum Informationsgespräch geladen hatte, wurde nicht eingegangen. Die Stadträte hatte die Verwaltung nicht einmal informiert. Dieses Vorgehen zeugt nicht zum ersten Mal von einer bedenklichen politischen Einstellung. Man tut, was man kann, und hofft, dass es keine große Wellen schlägt. Das mag hin und wieder erfolgreich sein, ein gutes Miteinander wird so aber nicht gelingen.