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Pro & Contra: Voller Fokus auf den Regionalverkehr bei der Bahn?

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Heilbronns Zukunft als Bahnhalt wird kontrovers diskutiert. Soll der Fokus auf der Verbesserung des Regionalverkehrs liegen? Oder braucht es den Anschluss an den Fernverkehr? Unsere beiden Kollegen sind unterschiedlicher Meinung.

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Pro: Provinzbahnhof ist nicht schlimm, wenn er funktioniert
Von Alexander Hettich

Wer täglich auf der Frankenbahn unterwegs ist, kann über IC-Träume nur müde lächeln. Der Regionalverkehr funktioniert mehr schlecht als recht. Verspätungen oder Zugausfälle sind an der Tagesordnung, auch wenn die Lokführergewerkschaft nicht gerade eine maßlose Streikwelle auf die nächste folgen lässt. Das ist nicht den Bahnunternehmen Go-Ahead oder der SWEG anzulasten, die alles in allem einen ordentlichen Job machen. Die altbekannten Infrastrukturmängel der Strecke führen dazu, dass sie kaum verlässlich zu befahren ist.

Viele Kleinigkeiten schaukeln sich dabei zum großen Elend auf. Deshalb ist es richtig, genau diese Kleinigkeiten Schritt für Schritt anzugehen, den Fokus auf den für die Verkehrswende zentralen Regionalverkehr zu legen, anstatt die Kraft auf den Fernverkehrsbahnhof Heilbronn zu konzentrieren. Einen solchen hätte die wirtschaftsstarke und bevölkerungsreiche Region ohne Frage verdient. Fernverkehr ist allenfalls Fernziel. Die Prioritäten sind ganz andere,

"Überhöhungsanpassungen, Beseitigung von Geschwindigkeitseinbrüchen": Solche Maßnahmen klingen nicht prickelnd, sie versprechen keine politischen Lorbeeren. In ihrer Summe bringen sie hoffentlich das, was der Schienenverkehr in der Region dringend braucht: mehr Zuverlässigkeit. Für die Frankenbahn gilt das Sprichwort vom "Spatz in der Hand". Es muss endlich vorangehen. Wenn es nicht anders geht, um den Preis, dass Heilbronn für lange Zeit Provinzbahnhof bleibt − aber zumindest ein zuverlässiger.

 

Contra: IC-Anschluss muss das Ziel bleiben
Von Wolfgang Müller

Heilbronn − ein Provinzstädtchen in alle Ewigkeit? Die Pläne von Oberbürgermeister Harry Mergel sehen anders aus: Universitätsstadt der Zukunft, zentraler Standort für die Entwicklung künstlicher Intelligenz im Land, Wissensstadt mit Weltmarktführern und globalen Playern in der Stadt − und in der gesamten Region. Und ausgerechnet bei der Anbindung an den Schienenverkehr sollen im dynamischen Oberzentrum einer der wirtschaftsstärksten Regionen im Land nur Regionalzüge halten? Um Fernreisende über Stock und Stein an die nächsten ICE-Bahnhöfe zu transportieren? Verspätungen, Zugausfälle und Zwischenstopps im Nirgendwo inklusive? Damit dürfen sich weder die Stadt noch der Landkreis noch die Region abfinden. Erst recht nicht, wenn das politische Ziel im Zuge des Mobilitätswandels lautet, die Menschen von der Straße auf die Schiene zu holen.

Dass sich Vertreter im Regionalverband vom IC-Stopp in Heilbronn verabschieden, ist fatal. Das stattdessen aufgeklebte Trostpflaster, den Regionalverkehr zuverlässiger zu machen und eine Optimierung der Anbindungen an die umliegenden Fernverkehrsknoten zu erreichen, erinnert an ein Pfeifen im Walde. Zumal ja schon jetzt die Verbindungen auf der Schiene unter anderem mangels Zugpersonal nicht zuverlässig bedient werden.

Wer mit der Bahn zu tun hat, weiß: Um etwas zu erreichen, braucht man beim Rühren von Beton einen langen Atem. Geht er aus, geht ein wichtiges verkehrsstrategisches Ziel unwiederbringlich verloren.


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