Meinung
Oben-ohne-Baden sollte künftig für alle erlaubt sein
In den deutschen Schwimmbädern gibt es eine Ungleichbehandlung der Geschlechter. Eine freie Gesellschaft muss etwas nackte Haut verkraften können, meint unser Autor.
von Julian Ruf
Unbestritten hat unsere Gesellschaft in Sachen Gleichstellung der Geschlechter in den letzten Jahrzehnten viele Fortschritte gemacht. Wir haben uns von alten Regeln und Ansichten befreit und die Geschlechterrollen modernisiert. Die weibliche Brust ist jedoch ein Tabuthema geblieben und wird versteckt, wenngleich sie in Medien und Werbung oft schamlos für voyeuristische Zwecke herhalten muss. Es ist an der Zeit, auch hier ein Zeichen zu setzen und zumindest das Baden "oben ohne" endlich bundesweit zu erlauben.
Die weibliche und auch die männliche Brust gehören lediglich zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen, die sich erst mit Beginn der Pubertät verändern. Rein biologisch betrachtet sollte der weibliche Busen der männlichen Brust gleichgestellt sein, wenn man einmal von der Funktion des Stillens absieht. Aber auch hier hat sich die Akzeptanz der Öffentlichkeit in den letzten Jahren positiv entwickelt. Ein entblößter Busen sollte also genauso wenig öffentliches Ärgernis hervorrufen wie eine haarige Männerbrust.
Städte wie Freiburg, Göttingen oder Siegen machen es erfolgreich vor: Das Baden "oben ohne" funktioniert. Und das Ganze funktioniert sogar ohne kulturellen Aufschrei oder den schlagartigen Anstieg von sexuellen Übergriffen in öffentlichen Bädern.
Hier zeigt sich, dass die Furcht vor kulturellen Auseinandersetzungen wegen dieser neuen Freizügigkeit völlig unbegründet ist. Deutschland schreibt sich auf die Fahnen, eine freie Gesellschaft zu sein. Eine freie Gesellschaft muss jedoch die Toleranz aufbringen, den Anblick etwas nackter Haut zu verkraften und sei es auch nur in Bädern. Mit der Übersexualisierung des weiblichen Körpers sollte endlich Schluss sein.
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