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NS-Rolle der Heilbronner Nachkriegselite wird aufgearbeitet: Aufpassen mit schnellen Urteilen

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Heilbronn schlägt ein neues Kapitel der Vergangenheitsbewältigung auf, ein schmerzhaftes, dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt, meint unser Autor.

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1933 kamen die Nazis im Rathaus an die Macht. Nach 1945 kam es nicht wirklich zum Bruch. 68 Prozent der Amtsleiter waren einst NSDAP-Mitglieder.
1933 kamen die Nazis im Rathaus an die Macht. Nach 1945 kam es nicht wirklich zum Bruch. 68 Prozent der Amtsleiter waren einst NSDAP-Mitglieder.  Foto: HSt/Archiv

Aus dem bequemen Sessel der Demokratie lässt sich leicht die moralische Keule über Menschen in totalitären Staaten schwingen. Wer in einer Debatte über Täter, Helfer, Trittbrettfahrer im NS-Regime einsteigt, sollte sich fragen, wie er es damals wohl gehalten hätte: mit der Wahrheit, mit Rückgrat, im Umgang mit anderen. Und er sollte sich schlau machen, bevor er ein Urteil fällt.

Die Stadt Heilbronn hat genau dies getan. In einem Forschungsprojekt beleuchtet sie die Rolle der Stadteliten sowie deren Karrieren in der Nachkriegszeit. Spektakulärster Fall ist – bislang – Ex-OB Hoffmann: weil seine Nazi-Biographie nicht bekannt war, vor allem aber, weil er diese verschwieg, weil er log, betrog, weil er nur dadurch nach dem Krieg in Amt und Würden kommen konnte. Der Entzug des Ehrenrings ist die logische Folge.

Heilbronn schlägt mit der Aufarbeitung von Nachkriegskarrieren von Ex-Nazis ein neues Kapitel auf

Dass sich die Stadtverwaltung mit Konsequenzen für andere Alt-Nazis (noch) zurückhält, ist verständlich. Nicht jeder war ein Verbrecher, nicht jeder hat etwas vertuscht, etliche wurden längst bestraft. Viele haben zum Wiederaufbau beigetragen. Und: Die Eliten waren nicht allein. Die breite Bevölkerung hat Hitler bejubelt – und wollte bald nichts mehr davon wissen, vorbei, verschweigen, vergessen.

Speziell in Heilbronn sah man sich nach der Zerstörung lange als Opfer: der Alliierten, aber auch des brutalen NSDAP-Kreisleiters Richard Drauz. Um so wichtiger war es, dass Stadthistoriker Christhard Schrenk inzwischen alles in den Kontext des Zweiten Weltkriegs stellt, der – nicht zu vergessen – von Deutschen angestiftet wurde. Mit der Aufarbeitung einzelner Nachkriegs-Karrieren von Ex-Nazis wird in Heilbronn nun ein neues Kapitel der Vergangenheitsbewältigung aufgeschlagen, ein schmerzhaftes.


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