Neue Strukturen sind nötig, um die Verelendung ganzer Bevölkerungsgruppen zu verhindern
Um Verelendung zu verhindern, braucht es Politik und Ehrenamt zugleich, findet unsere Autorin.
Seit die Preise steigen, müssen viele Menschen kämpfen, um sich das Leben leisten zu können. Sie kämpfen auch um ihre Würde. Scham ist ein großes Thema. Das zeigt sich daran, wie schwer es ist, Betroffene zu finden, die der Zeitung Einblick geben, wie sie über die Runden kommen. Deswegen ist es wichtig, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln als ersten Schritt, es besser zu machen.
Den Jungen zu sehen, der trotz seines Talents nicht im Verein kickt. Weil die Eltern das Geld für die Fußballschuhe fürchten. Als Lehrer zu verstehen, dass es gut ist, dass Mütter und Väter keine Arbeitshefte zahlen müssen, weil es Lernmittelfreiheit gibt. Nicht zu schimpfen, dass das alles komplizierter macht. Und als Grundschullehrer die Liste fürs Arbeitsmaterial so früh zu verschicken, dass Eltern Angebote vom Discounter nutzen können.
Das Bündnis gegen Kinderarmut, das auch in Heilbronn etabliert ist, hat Vorzeigecharakter. Trotzdem schmälern die Sondersitzungen hierfür nicht die Notwendigkeit eines Sozialgipfels. Es geht darum, dass die Leute erfahren, was sie wo kriegen, nicht um Gesetzgebungsverfahren. Weitermachen wie bisher funktioniert nicht. Unkonventionelle politische Hilfen sind nötig, um den drohenden Flächenbrand abzuwehren. Werden sie flankiert von ehrenamtlichen Initiativen wie beim Lotsensystem, ist das ein gutes Signal. Auch dafür, dass der Wille zum Zusammenhalt da ist.


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