Gebäude im Neckarbogen zu brav? Der Heilbronner Gemeinderat muss mutiger werden
Die Studienreise des Heilbronner Gemeinderats nach Amsterdam war eine Tour mit hohem Erkenntniswert. Heilbronn kann von der Reise im Hinblick auf die Themen Stadtentwicklung und Mobilität profitieren, meint unser Autor.

Was die Stadtentwicklung und die Mobilität anbelangt, sind die Amsterdamer aufgeschlossener und mutiger als die Heilbronner. Die Holländer handeln nach dem Prinzip ausprobieren und korrigieren. Das heißt: Funktioniert ein Bauprojekt im schlimmsten Fall nicht, wird es abgerissen und neu konzipiert. So eine Denkweise kann als bewundernswert und konsequent bezeichnet werden. Aber ist sie auch empfehlenswert? Nein, weil die Nachhaltigkeit auf der Strecke bleibt.
Gezeigt hat die Tour durch Amsterdam aus Heilbronner Sicht, dass die Gebäude im Neckarbogen zu brav ausgefallen sind. Ihnen fehlt der Kick, es fehlt der Mut der Architekten und der Bauherren, Ausgefallenes realisieren zu wollen. Auch hätten die Gebäude ein, zwei Stockwerke höher werden können. Ihnen fehlt deshalb im Vergleich mit Amsterdam die Kraft und die Dynamik, die unverkennbare Handschrift. Der dritte Bauabschnitt bietet noch alle Möglichkeiten.
Auf dem Weg zur autofreien Innenstadt braucht es einen langen Atem

Vorbildlich ist, wie die niederländische Hauptstadt mit dem Thema Mobilität umgeht. Seit mehr als 50 Jahren wird an der Umsetzung einer weitgehend autofreien Stadt gearbeitet. Die bis jetzt erzielten Erfolge können sich sehen lassen. Es zeigt sich aber auch: Es braucht einen langen Atem und Widerstände müssen gebrochen werden. Dies heißt nicht, das Auto zu verteufeln, sondern andere, sinnvolle Lösungen - auch mit dem Auto - zu finden.
Die Frage, ob die Studienreise sinnvoll war, muss mit Ja beantwortet werden. Die Tour hatte einen hohen Erkenntniswert. Zu hoffen bleibt, dass sich Verwaltung und Gemeinderat an die Stärken, aber auch an die Schwächen bei kommunalen Entscheidungen erinnern.


Stimme.de