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Städtebau und Mobilität: Was Heilbronn von Amsterdam lernen kann

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Der Heilbronner Gemeinderat war auf Studienreise in Amsterdam. Die Architektur in der niederländischen Metropole ist außergewöhnlich, und schon 1970 wurde die autogerechte Stadt zu Grabe getragen. Erkenntnis der Tour: Es gibt viele positive Beispiele, von denen Heilbronn lernen könnte.

30 Zentimeter öffentliche Gehwegfläche können zu grünen Oasen umgestaltet werden. Die Flächen gibt es kostenlos.
30 Zentimeter öffentliche Gehwegfläche können zu grünen Oasen umgestaltet werden. Die Flächen gibt es kostenlos.  Foto: Friedl, Joachim

Der Klimawandel stellt auch Amsterdam vor neue Herausforderungen: "Grün wird immer wichtiger für die Stadt´", betont der Klima- und Grünexperte Ton Müller. Für viele Menschen ungewöhnlich, seien in den vergangenen Jahren in den Sommermonaten Temperaturen von bis zu 40 Grad gemessen worden. Um hier gegenzusteuern, setzt die niederländische Hauptstadt ihr Grünkonzept 2025 mit den Schwerpunkten Vielfalt bei den Pflanzen und bei den Gebäude. Für Müller heißt das: "Wir brauchen alles - vom kleinsten Garten bis zu Parkanlagen, Fassaden- und Dachbegrünungen." Ein weiterer zentraler Gedanke: der Zugang zum Wasser. Entsprechend ordnen die Architekten ihre Neubauten an.

So entstehen große Parkanlagen beispielsweise auf Mülldeponien oder alten Industrie- und Gewerbeflächen. Aber auch im Kleinen tut sich was: Immer mehr Menschen wünschen sich Gemeinschaftsgärten. So versorgt sich zum Beispiel ein Kindergarten mit Obst und Gemüse. Aber die Stadtverwaltung erlaubt es auch, dass 30 Zentimeter des Gehwegs kostenlos genutzt und bepflanzt werden können. Und ohne große Patenschaften funktioniert die Pflege. Für angenehme Kühle sorgen mehr als eine Million Bäume, die auf einer Fläche von 165 Quadratkilometer stehen. "Dabei setzen wir auf einen Artenmix", erklärt Ton Müller. Zum Vergleich: Heilbronn mit 100 Quadratkilometern hat etwa 50.000 Bäume.

 


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Kampf gegen den Klimawandel: Warum die neue Mobilität größten Stellenwert genießt

Unter dem Hauptbahnhof befindet sich im Wasser ein Fahrrad-Parkhaus für 7000 Räder.
Unter dem Hauptbahnhof befindet sich im Wasser ein Fahrrad-Parkhaus für 7000 Räder.  Foto: Imago/Koen van Weel

Um voneinander zu lernen, haben Oliver Toellner, Leiter des Heilbronner Grünflächenamts, und Ton Müller bei der Fachstudienreise eine Kooperation vereinbart. So zeigt Müller Interesse an dem Wassernebel- und Pflanzensystem, das bei der Buga 2019 in der Kranenstraße unter der Eisenbahnbrücke präsentiert worden war.

Im Kampf gegen den Klimawandel genießt auch die neue Mobilität größten Stellenwert. Bereits 1970 hat Amsterdam damit begonnen, die autogerechte Stadt zu Grabe zu tragen. So verschwinden Autobahn-Teilabschnitte unter der Erde. Allein der IJ-Tunnel kostete bei einer Bauzeit von fünf Jahren rund 80 Millionen Euro. Und aus Straßen, auf denen täglich mehr als 20.000 Fahrzeuge verkehrten, wurden Grünflächen oder Spielplätze. Ganz selbstverständlich sind Tiefgaragen unter fast jedem Gebäude. Die Baukosten pro Stellplatz: etwa 60.000 Euro. "Die Autos sind nur noch Gast in unserer Stadt", sagt Ton Müller. Interessant ist der Pkw-Stellplatzschlüssel für Amsterdam: er liegt bei 0,25.

600.000 Amsterdamer fahren täglich mit dem Rad

Dafür sind die Amsterdamer mit dem Fahrrad verheiratet. Im Schnitt hat jeder Haushalt drei Räder. Bei knapp einer Million Einwohner bewegen sich täglich 600.000 Menschen mit dem Rad fort. Um auch die wenig attraktiven Fahrradständer aus dem Stadtbild zu verdrängen, baut die Stadt unterirdische Fahrradparkhäuser. So entstand unter dem Hauptbahnhof im Meer eine Rad-Abstellanlage für 7000 Räder. In der Stadt soll es einmal 30.000 dieser kostenlose Stellplätze geben. Kosten 50 Millionen Euro.

Fortschrittlich ist das Bezahlen im ÖPNV: Die Kreditkarte genügt. Umständliche Ticketsysteme sind passé. Wie auf der Gemeinderatsfahrt zu hören war, arbeiten aktuell die Verkehrsbetriebe Heilbronn an diesem Modell.

 
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