Kleist und sein Käthchen von Heilbronn: Mit den Pfunden wuchern
Kleist und sein Käthchen von Heilbronn müssen künftig eine wichtigere Rolle in der Stadt Heilbronn spielen, sagt unser Autor.
Mit seinen Pfunden sollte man wuchern. Das weiß schon die Bibel, in der Jesus die Menschen auffordert, ihre Talente erfolgreich einzusetzen. Mit Blick auf Heinrich von Kleist gelingt das der Stadt Heilbronn sicher nicht. Der Dramatiker hat mit seinem romantischen Ritterschauspiel "Das Käthchen von Heilbronn" literarische Weltgeschichte geschrieben. Das Werk aus dem Jahre 1808 zählt bis heute zu den international am meisten gespielten Theaterstücken und trägt damit den Namen der kleinen Großstadt am Neckar hinaus in die weite Welt. Und was macht Heilbronn?
Ins Zentrum rücken
Es versteckt das 1991 angekaufte Kleist-Archiv im hintersten Winkel der Stadtbibliothek und schließt es auch noch zu, so dass es nur nach Voranmeldung zugänglich ist. Da passt ins Bild, dass mit Erhard Jöst ausgerechnet ein Deutschlehrer und Stadtrat das Archiv gar verschenken will, weil Kleist ja schließlich keine Beziehung zu Heilbronn gehabt habe. "Oh Stadt der Krämerseelen", möchte man da mit dem legendären Spruch des Altbürgermeister Paul Hegelmaier ausrufen. Dabei sollte Heilbronn das Gegenteil tun und den Dichter und sein Käthchen ins Zentrum rücken.
Noch ist Zeit, zum 250. Geburtstag von Heinrich von Kleist im Jahr 2027 den unglücklichen Romantiker gebührend zu feiern. Eine Wieder-Aufführung der Käthchen-Festspiele im Deutschhof böte sich an, genauso wie Lesungen, Konzerte und ein verkaufsoffener Sonntag, der ganz im Zeichen des Käthchens von Heilbronn steht. Ein erster Schritt wäre es nun aber, das Archiv aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken. Für was hat Heilbronn eigentlich ein neues Literaturhaus?
Es ist an der Zeit, dass die Stadt anfängt, mit ihren Pfunden zu wuchern, statt sie zu vergraben.