Misshandelte Kinder gehen uns alle an
Es reicht nicht, dass das Personal in Kindergärten und Schulen sensibilisiert ist und Missstände in Familien wahrnimmt. Auch Bürger müssen hinschauen, was in ihrem Umfeld passiert, fordert unsere Autorin.
Die Zunahme von Gewalt gegen Kinder durch Eltern erschreckt. Nicht jeder Hinweis auf Kindeswohlgefährdung, dem ein Jugendamt nachgeht, bewahrheitet sich am Ende. Die akuten Fälle von Vernachlässigung, sexueller Gewalt und Misshandlungen sind jedoch hoch und steigen zum Teil extrem an. Es ist zu befürchten, dass die Statistiken nur einen Bruchteil der tatsächlichen Vorkommnisse ausweisen. Wie in anderen Fällen von häuslicher Gewalt gibt es ein Dunkelfeld.
Von Bürgern erfordert es Mut, in ihrem Umfeld hinzuschauen, wenn ein Kind Zeichen von Vernachlässigung zeigt, blaue Flecken hat oder Geschrei und Gepoltere aus der Wohnung nebenan zu hören sind. Hingehen und nachfragen, was los ist und ob man helfen kann, kostet Überwindung. Sich taub und stumm stellen vergrößert das Leid der besonders Schutzbedürftigen.
Wichtig ist, dass Mitarbeiter in Kindergärten, Schulen und Einrichtungen, die mit Minderjährigen zu tun haben, geschult und sensibilisiert sind, um Missstände in Familien wahrzunehmen. Auf dem Gebiet hat sich in der Vergangenheit einiges getan. Eine Erklärung für die Zunahme der registrierten Fälle. Unstrittig ist, dass wirtschaftliche Sorgen, wie sie jüngst mehr Erwachsene denn je plagen, ein Nährboden für aggressives Verhalten ist.