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Warum ein mögliches Verbot der Anbindehaltung von Rindern richtig wäre

  
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Eine Haltungsform, die niemand mehr öffentlich unterstützen will, hat ausgedient. Aber die Landwirte brauchen mehr Hilfe beim Umstieg, kommentiert unser Autor.

von Christian Nick
  

Wenn sich mit einer Form der Tierhaltung offenkundig niemand mehr richtig wohlfühlt - nicht die allermeisten Hofbesitzer, nicht die Behörden und Lobbyverbände und erst recht nicht die Lebewesen in den Ställen - , dann sollte sie ins Geschichtsbuch verbannt werden.

Die monatelange Anbindehaltung von Rindern ist ein solcher Fall: Wer etwas Vorstellungsvermögen und Empathie hat, braucht für die Erkenntnis nicht einmal die Wissenschaft. Aber auch Studien haben belegt, dass jene Haltungsform objektiv dem Tierwohl und einigermaßen artgerechter Haltung widerspricht.

Die Chancen für ein Verbot des ganzjährigen Anbindens stehen gut

Weil eben nicht alles legitim ist, was auch (noch) legal ist, bleibt zu wünschen, dass zumindest das ganzjährige Anbinden von Rindern rasch verboten wird. Die Chancen stehen einigermaßen gut: Es gibt entsprechende Gerichtsurteile, Landwirtschaftsminister Cem Özdemir möchte die ganzjährige Anbindehaltung - die saisonale soll entgegen ersten Entwürfen erlaubt bleiben - mit der gerade in Erarbeitung befindlichen Tierschutzgesetz-Novelle ab dem Jahr 2028 verbieten. Der deutsche Lebensmittelhandel will ab 2030 keine Milch mehr von solchen Bauernhöfen abnehmen. Und auch in der EU gibt es nun erste Bestrebungen für ein Ende jener antiquierten Form der Tierzucht - die übrigens in der Schweinehaltung ausnahmslos untersagt ist.

Doch das - relative - Mehr an Tierwohl muss bezahlt werden. Der Ausstieg belastet gerade im süddeutschen Raum, wo kleine Betriebe strukturprägend sind, die entsprechenden Hofbesitzer finanziell. Hier muss die Politik ein Angebot machen können - und die Verbraucher an der Theke sollten auch einmal nachfragen, woher denn das günstige Steak kommt. Und im Zweifel dann das teurere nehmen. Oder einfach etwas mehr Gemüse.


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