Verbot des Straßenstrichs löst keine Probleme
In der Hafenstraße stehen bald keine Prostituierten mehr. Und was bedeutet das jetzt? Unsere Autorin ist skeptisch.
Der Straßenstrich in der Hafenstraße steht vor dem Aus. Beschwerden über Kondome, Feuchttücher und Unrat verstummten nicht. Laut Polizei kam es zu mehr Straftaten als sonst. In den täglichen Polizeiberichten tauchten die Vorkommnisse nie auf. Dass die Polizei die Taten nicht konkreter benennt, macht die Einschätzung schwierig, wie gravierend die Probleme tatsächlich sind.
Das Rotlicht-Milieu ist kein Bibelkreis. Kontrollen in der Hafenstraße sind deshalb unerlässlich. Den Strich ganz zu verbieten, suggeriert konsequentes Handeln. Der Schritt schießt aber übers Ziel hinaus.
Prostitution verschwindet nicht. Entscheidend ist, unter welchen Bedingungen das Geschäft abgewickelt wird. Hierzulande wird Prostitution oft unter moralischen Gesichtspunkten diskutiert. Die Stigmatisierung des Gewerbes begünstigt Kriminalität und spielt dubiosen Hintermännern in die Karten, die die wirtschaftliche Not von Menschen ausnutzen. Eine selbstständige Sex-Arbeiterin ist nicht mit einer Zwangsprostituierten vergleichbar.
Ein Verbot des Straßenstrichs schützt weder Menschen, die zur Sex-Arbeit genötigt werden, noch verbessert es die Situation jener, die den Job freiwillig machen. Das jetzt verhängte Aus in der Hafenstraße verschiebt die bekannten Probleme. Es ist anzunehmen, dass sie an anderer Stelle in der Stadt wieder auftreten werden.


Stimme.de