Die Quarantäne-Kehrtwende wirft kein gutes Licht auf Lauterbach
Karl Lauterbach glänzte im Wahlkampf mit Fachwissen und wurde dadurch Gesundheitsminister. Doch nun muss er zum zweiten Mal in der Pandemie-Politik zurückrudern. So darf das nicht weitergehen, meint unser Autor.
Immer wenn man denkt, die Pandemie-Politik ist auf dem Tiefpunkt angekommen, wartet die Bundesregierung mit einer Überraschung auf. Was im vergangenen Jahr die verkorkste Osterruhe war, ist nun die Kehrtwende Karl Lauterbachs bei der Quarantäne-Pflicht. Sie sei nicht mehr nötig, Infizierte sollen sich freiwillig isolieren, sagte der Gesundheitsminister am Montag.
Die Deutschen sind dafür bekannt, sich krank zur Arbeit zu schleppen
Ab Mai wäre es somit selbstverständlich geworden, mit Corona-Infektion zur Arbeit zu kommen. Die Deutschen sind ohnehin dafür bekannt, sich krank zur Arbeit zu schleppen. Mit dem Unterschied, dass das Coronavirus die Gesundheit dauerhaft schädigen kann. Es wäre die endgültige Kapitulation vor dem Virus gewesen. Und das von einem Mediziner, der durch sein Fachwissen Minister wurde.
Fehler müssen korrigiert werden - aber nicht in Talkshows
Es ist richtig, diesen Fehler zu korrigieren. Das in einer Talkshow anzukündigen, ist jedoch unangemessen. Wie soll man da als Bürger noch mitkommen, wenn sich die Rechtslage beinahe täglich ändert? Ein Gesundheitsminister sollte Beschlüsse fassen, die er nicht 48 Stunden später kassieren muss. Zumal Lauterbach schon bei der Verkürzung des Genesenenstatus zurückrudern musste.
Abgesehen davon muss das Argument, die Gesundheitsämter seien durch Quarantäne-Anordnungen überlastet, verwundern. Nach zwei Jahren Pandemie spricht das Bände über die Digitalisierung in Deutschland und die Bereitschaft, aus Krisen zu lernen.
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