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Meinung: Dass Menschen ein Stück Freiheit genießen wollen, war vorhersehbar

  
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Kaum sind die ersten Lockerungen in Kraft, nutzen die Menschen die Gelegenheit, sich zu treffen. Dass dabei der erlaubte Rahmen gesprengt wird, braucht niemanden zu wundern. Schließlich wurden bei den Öffnungsstrategien soziale Aspekte vernachlässigt, findet unsere Korrespondentin Ulrike Bäuerlein.

Von Ulrike Bäuerlein
Am vergangenen Wochenende gab es rund um den Schlossplatz  in Stuttgart Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei. Foto: dpa
Am vergangenen Wochenende gab es rund um den Schlossplatz in Stuttgart Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei. Foto: dpa  Foto: Christoph Schmidt (dpa)

Mit den sinkenden Inzidenzzahlen, Wiederöffnungen, dem Wegfall der Ausgangssperre und frühsommerlichem Wetter strömen die Menschen zurück in die Städte. Clubs, Bars und Kneipen bleiben aber weiter dicht. Was der Jugend bleibt, ist der öffentliche Raum. Für junge Menschen, für die das soziale Miteinander in der Gruppe enorm wichtig ist, gibt es kaum Möglichkeiten, sich mit anderen zu treffen.

Dass sie nach bald einem Jahr Kontaktbeschränkungen endlich wieder ein Stück Freiheit genießen wollen und den erlaubten Rahmen dabei sprengen, kann eigentlich niemanden wundern. Als käme der Sommer völlig überraschend, muss jetzt erst noch über geeignete Maßnahmen nachgedacht werden, um den Drang junger Menschen zum Feiern zu kanalisieren. Das dies nicht erfolgt ist, ist nicht nachzuvollziehen und zeigt, wie sehr Öffnungsstrategien vor allem wirtschaftlichen Erwägungen folgen - und wie wenig soziale Aspekte berücksichtigt werden.

Auch, weil alternative Angebote und Konzepte fehlen, um größere Ansammlungen von vornherein zu unterbinden, kam es zu den hässlichen Bildern des vergangenen Wochenendes. Mit der Krawallnacht von Stuttgart haben die Ereignisse allerdings wenig zu tun. Die Polizei zeigte sich umsichtig und vorbereitet, die Aggressionen gingen von wenigen Einzeltätern aus. Wer jetzt dringend nacharbeiten muss, sind die Kommunen. Denn das war erst das erste schöne Wochenende. Aber in zwei Wochen schon beginnt die Fußball-EM. Da sollten besser die Pläne schon stehen, wie man abends und nachts feiernden Menschenmassen im Freien begegnet.


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