Meinung: Corona legt zunehmend Schulen lahm, erneut sind Kinder die Leidtragenden
Die Corona-Zahlen an Schulen steigen, viele Lehrer fallen zudem wegen Erkältungen aus. Das wirkt sich auf die Bildung aus, meint unser Autor.
Mit dem Herbst bricht das Bildungssystem zusammen. Das erklärte Ziel ist es, dass die Schulen offen bleiben und Unterricht stattfindet. Allerdings bleibt die Politik die Antwort schuldig, wie das gelingen soll – und vor allem, welche Qualität dieser Präsenzunterricht tatsächlich haben soll.
Lehrer sind krank, immer mehr Kinder bekommen Corona. Und ab einer bestimmten Anzahl positiver Fälle in einer Klasse muss die ganze Gruppe nach Hause. Unterricht nach Plan? Wer in der Schule ist, bekommt derzeit nicht automatisch sehr guten Unterricht. Vertretungen springen ein, Aufgabenblätter werden verteilt, Filme geschaut.
Glücklich dürfen sich zurzeit jene Kinder schätzen, bei denen sich nicht wöchentlich mindestens einmal der Stundenplan ändert. Es droht inzwischen die Schulschließung durch die Hintertür, vor Monaten noch kategorisch ausgeschlossen. Die Situation an den Schulen ist sehr ernst.
Die Nerven liegen blank. Lehrer sind am Ende, Schulleitungen überlastet. Familien fürchten Beruf und Fernunterricht wieder parallel stemmen zu müssen. Allen Beteuerungen zum Trotz sind längst nicht alle Schulen auf Distanzunterricht vorbereitet. Nach wie vor haben nicht alle Lehrer Endgeräte, und nicht alle Klassenzimmer sind für Online-Unterricht ausgestattet. Es sind mal wieder die Kinder, die bei Corona das Nachsehen haben. Die Folgen sind dramatisch.
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Kommentare
Markus Henkel am 25.11.2021 15:26 Uhr
Man kann etwas politisch wollen und trotzdem krachend scheitern. Sowohl bei der forcierten Einführung der Ganztagesschule als auch bei der coronabedingten Lernunterstützung "Lernen mit Rückenwind" bleiben die Bildungsverantwortlichen die Antwort schuldig, woher die Lehrkräfte kommen soll, die man zusätzlich benötigt. Gute Absichten allein reichen nicht, um Kindern Wissen zu vermitteln.
Die Aussage "Schulen bleiben offen" wurde gemacht, um völlig entnervte und entkräftete Eltern zu beruhigen. Wenn sich allerdings die Umstände so dramatisch ändern, wie gerade wieder, sind solche Zusagen nicht haltbar. Familien wollen nicht offene Schule um jeden Preis, sondern vor allem, dass ihre Kinder gesund bleiben.
Auch Beteuerungen, dass man vielerorts jetzt besser auf digitales Lernen vorbereitet sei, ist nicht zutreffend. Jede Schule improvisiert weiter aus der Not heraus, weil Vorgaben seitens des Kultusministeriums fehlen. Ob Microsoft "Teams" datenschutzsicher weiter eingesetzt werden darf, ist unklar. Ob viele Schulen noch Moodle auf dem Hochschul-Servernetzerk nutzen können ist ebenfalls nicht geklärt. Ganz zu schweigen davon, dass über das Internet verteilte Arbeitsblätter als PDF kein Lernen darstellen. Wissenvermittlung, die sinnvoll digitale Möglichkeiten ausschöpft, sieht anders aus.
Warum schaffen Kultusministerium und Datenschutzbehörde keine einheitliche Plattform mit robuster Architektur, die von den Schulen schnell und einfach genutzt werden kann (für Ella war doch auch genug Geld da)? Warum wird der Lehrermangel seit Jahren nicht wirkungsvoll angegangen? Wo sind die Luftfilter in den Klassenzimmern, die schon längst im Landtag und Ministerien im Einsatz sind?
Die Corona-Pandemie zeigt deutlich die Mängel in der Digitalisierung und wie gering Bildung geschätzt wird. Bildung als Rohstoff der Zukunft wird in politischen Sonntagsreden hochgehalten, aber kosten darf sie nichts.