Diskussion um das Lied "Layla": Maß und Mitte
Die Diskussion um das Lied "Layla" zeigt die geistige Schieflage unserer Gesellschaft, findet unser Autor.

Eine anerkannte Biologin, die ihren Vortrag an der Berliner Humboldt-Universität nicht halten darf, weil eine linke Gruppierung ihre These, dass es in der Biologie nur zwei Geschlechter gibt, als menschenverachtend brandmarkt. Statuten, die verhängt werden, weil sich Sittenwächter bei Kirchentagen anmaßen, festzulegen, was die Teilnehmer sehen dürfen. Schauspieler, Sänger und Schriftsteller für die ein falscher Satz das Aus ihrer Karriere bedeuten kann. Und nun das Verbot des Ballermann-Hits "Layla" auf dem Volksfest in Würzburg durch die Stadtspitze. Das Lied mit der Textzeile "Meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler", steht seit drei Wochen auf Platz eins der Single-Charts.
Keine Frage, man kann den Text von DJ Robin und Schürze unappetitlich und anstößig finden. Aber ihn zu verbieten, verbietet sich in jeder freiheitlichen Gesellschaft. Wer das Leben gerade heute in manchen Ländern im Osten und in Asien sieht, ist fassungslos, wohin uns Zeitgeist und ein wachsender Kreis von selbsternannten Tugendwächtern geführt haben. Dort ist es gang und gäbe, dass Lieder und Bücher zensiert und Berufsverbote erteilt werden. Wie weit sind wir davon noch entfernt, wenn inzwischen eine deutliche Mehrheit der Deutschen glaubt, sich in der Öffentlichkeit nicht mehr frei äußern zu können? Und wo ist der Aufschrei der Politiker, die in jeder Sonntagsrede Meinungsfreiheit und die freiheitliche Demokratie im Munde führen?
Es wird höchste Zeit, dass Maß und Mitte ganz schnell in diese Gesellschaft zurückkehren.



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