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Aus Wein wird Industriealkohol: Weniger Trollinger wäre mehr

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Etliche Württemberger Wengerter stecken in der Krise. Sie haben die Zeichen der Zeit zu spät erkannt, nun geht es für sie bergab, meint unser Autor.

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Die Anzahl der Wengerter hat sich halbiert.
Die Anzahl der Wengerter hat sich halbiert.  Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Archivbild

Als die Heilbronner Stimme vor Wochen berichtete, dass Württemberger Wein erstmals seit Jahren in großem Stil zu Industriealkohol verspritet werden könnte, musste sich der Autor von manchem Wengerter den Vorwurf der Nestbeschmutzung gefallen lassen. Dies wirft ein bezeichnendes Licht auf manche Standesvertreter: Man hat die Augen vor der Realität zu lange verschlossen und Vieles schöngeredet.

Die goldenen Zeiten für Weinbauer sind längst vorbei

Nun steckt Württemberg in der tiefsten Krise der Nachkriegszeit. Dank Massenträgern und Flurbereinigungen war es bis vor wenigen Jahren mit üppigen Erträgen und Erlösen nur aufwärts gegangen. Davon profitierten auch Weinbauern, die Trauben wie Kartoffeln behandelten, so nach dem Motto: Masse statt Klasse, Viertelesschlotzer trinken sowieso alles. Doch solch goldene Zeiten sind vorbei. Wein ist kein Selbstläufer mehr. Die alten Besenhocker sterben aus.


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Auch die Zahl der Wengerter hat sich in 20 Jahren auf 8000 halbiert. Die Rebfläche ist mit 11.300 Hektar trotzdem konstant geblieben, weil etliche Betriebe frei werdende Flächen übernahmen. Inzwischen rechnet der Weinbauverband aber damit, dass innerhalb von zwei, drei Jahren 2000 Hektar aufgegeben werden, vor allem in Steil- und Terrassenlagen, weil sich der Weinbau wegen zu niedriger Preise und ständig wachsendem Kostenaufwand vor allem dort nicht mehr rentiert.

Regionalen Wein beim Wengerter kaufen, statt im Supermarkt

Dies wird Folgen für die Kulturlandschaft und deren Freizeitwert haben. Wen dies wirklich kümmert, der darf sich im Supermarkt nicht nur am Preis orientieren. Gleichzeitig aber sollten Wengerter nicht immer nur auf Verbraucher, Händler oder Journalisten schimpfen. Sie müssen sich an die eigene Nase fassen und umdenken. Tatsächlich gibt es nach wie vor auch Winzer, gerade junge, die gut leben können, weil sie erkannt haben: Weniger ist besser. Weniger ist mehr.

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