Für deutsche Behäbigkeit bleibt beim Ausbau der erneuerbaren Energien keine Zeit mehr
Für den Ausbau der Erneuerbaren müssen andere Interessen hintenanstehen, meint unser Autor.
Die Energiekrise und die deutlichen Zeichen des Klimawandels in diesem Sommer verdeutlichen, wie wichtig der Ausbau der regenerativen Energien ist. Für deutsche Behäbigkeit bleibt keine Zeit mehr.
Zu viel Bürokratie, zu lange Genehmigungsverfahren, Bedenken von Natur- und Tierschützern, Widerstand durch Bürgerbewegungen, Verzögerungen durch lange Gerichtsverfahren − die Gründe dafür, dass auch in Baden-Württemberg beispielsweise der Ausbau der Windkraft in den vergangenen Jahren stockte, sind hinlänglich bekannt. Hier wäre jetzt endlich eine ernsthafte Debatte darüber nötig, welche Prioritäten Politik setzen muss. Und steht eine klimafreundliche Energieerzeugung ganz oben auf der Agenda, müssen andere Themen und Interessen in einer Gesellschaft hintenanstehen. Dazu bedarf es aber auch politischer Akteure, die Gegenwind aushalten.
Es wäre im Übrigen der Sache dienlich, würde die Diskussion über den Ausbau der Erneuerbaren mit der gleichen Hingabe geführt wie über den Streckbetrieb der drei verbleibenden Kernkraftwerke. Dies ist wieder mal ein Beispiel für eine völlig unverhältnismäßige Debatte. Denn mit Blick auf die Stromerzeugung ist ein Weiterbetrieb für kurze Zeit nicht besonders relevant, auch wenn dieser vermutlich kommen wird, weil andere EU-Staaten nach dem Motto "Besser als nichts" den Druck auf Deutschland hochhalten. Der Streckbetrieb mildert allenfalls die kurzfristige Panik, der Ausbau der Erneuerbaren reduziert hingegen langfristige Sorgen.