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Frostige Zeiten

  
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Trotz aller Häme: Hauk hat nur ausgesprochen, was niemand hören will, meint unsere Autorin.

Von Ulrike Bäuerlein

Der CDU-Politiker Peter Hauk ist schon lange im politischen Geschäft. Wenn der 61-Jährige öffentlich einen Boykott russischer Gaslieferungen fordert und im Gegenzug anmerkt, bei 15 Grad Raumtemperatur in der Wohnung im dicken Pulli sei noch niemand erfroren, hat er einerseits recht und weiß andererseits ganz genau, was dann passiert. Im Landtag, wo seine Äußerung am Mittwoch fiel, löst sie einen wütenden Beißreflex der Opposition aus, vor allem der SPD.


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Hauks Reaktion auf die Nachfrage, wieviel Gas er selbst daheim schon gespart habe und ob er den 15-Grad-Vorschlag auch schon selbst lebe, war, wie auch sein gesamter Auftritt, auffallend emotional. Ganz zu schweigen von den Reaktionen im Internet. Äußerungen, wonach sich 15 Grad leicht aushalten lassen, wenn man so viel heiße Luft produziere, gehören da zu den Nettigkeiten. Wenn Landesminister die Bürger zum Verlassen der persönlichen Wärmekomfortzone auffordern, sollten sie besser mit gutem Beispiel vorangehen - im eigenen Ministerium oder Eigenheim.

Trotz allem aber hat Hauks verunglückter Vorstoß einen bitterernsten Hintergrund. Bequem im warmen Wohnzimmer Solidarität mit der Ukraine postulieren und gleichzeitig auf Versorgungssicherheit durch russisches Gas pochen - das geht nicht mehr zusammen. Bleibt das russische Gas aus - ob durch Embargo, wie Hauk fordert, durch Vertragsbruch durch die russische Seite oder andere Umstände - sind kühlere Raumtemperaturen das kleinste Übel, auf das sich die Menschen hierzulande einstellen müssen. Es kommen frostige Zeiten. Und nicht nur in Innenräumen.

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