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Fasching im November – muss das sein?

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Der November gilt gemeinhin als Monat des Gedenkens. Doch Narren nehmen die Schnapszahl 11.11., 11 Uhr 11 inzwischen zum Anlass, den Fasching einzuläuten. Daran scheiden sich die Geister, auch in der Stimme-Redaktion.

von Kilian Krauth und Julia Haaga
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Mehr als 100 Narren aus dem Unterland haben sich zum Faschingsauftakt am Samstag vor dem Heilbronner Rathaus versammelt.
Mehr als 100 Narren aus dem Unterland haben sich zum Faschingsauftakt am Samstag vor dem Heilbronner Rathaus versammelt.  Foto: Stefanie Pfäffle

Am 11. November um 11 Uhr 11 versammeln sich mehr als 100 Narren aus dem Unterland und darüber hinaus vor dem Heilbronner Rathaus, um die Faschingskampagne einzuläuten. Ist das angesichts der derzeitigen Kriege geschmacklos oder muss dieses bunte Treiben jetzt erst recht sein? Unsere Kollegen sind unterschiedlicher Ansicht.

Pro

Von Kilian Krauth

Eigentlich bin ich ja überzeugt, dass alles seine Zeit hat und der November der Monat des Gedenkens ist. Gerade dieses Jahr werden sich vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges, des Hamas-Terrors gegen Israel und dessen Folgen noch mehr Menschen fragen: Ist es nicht geschmacklos, ausgerechnet jetzt den Fasching einzuläuten? Man könnte aber auch gelassen bleiben.

Erstens ist das bunte Treiben in unseren Unterländer Breiten recht überschaubar, zweitens gehen die Narren nach dem 11.11. und ein, zwei Ordensabenden sowieso erstmal in die Winterpause. Und drittens könnte man auch sagen: Unsere Welt ist so verrückt, da kommt es doch auf ein paar Narren mehr oder weniger auch nicht an.

Nein, ganz im Ernst: Tod und Elend dürfen nicht das letzte Wort haben. Das Leben sollte letztlich immer die Oberhand behalten, also auch Friede, Freude, Fasching. Wer wollte dem widersprechen? Und wer wollte sich anmaßen, anderen die Freude am Leben zu verbieten, gerade in Zeiten wie diesen.


Contra

Von Julia Haaga

Dass die Narren trotz der derzeitigen Kriege und des Unfriedens, vor dem es sich die Augen kaum verschließen lässt, den Karneval am 11.11. um 11.11. Uhr einfordern: Davon möchte man gar nicht erst beginnen. Dass aber das närrische Treiben der Ordnung halber ein Datum bekommen sollte, ehe die Narren ein paar Rathaus-Intermezzos und Trinkgelage auf Marktplätzen später in die Winterpause gehen? Echt Gaga.

In Kurzform: Preußen soll eines Bonner Karnevalsexperten zufolge 1823 die Organisation eines Datums eingefordert haben. Da kam die Zahl 11 gerade recht, da sie seit dem Mittelalter eine besondere Bedeutung hat. Sie steht für Jux und Narrei – was nach christlichen Vorstellungen einer Sünde gleichkam.

Der 11. November soll also einen Ausblick darauf geben, was uns im Februar zwischen Weiberfasching und Faschingsdienstag erwartet. Ein Zeichen, nicht nur der Ordnung halber, wäre es, in diesem Jahr zumindest den Start mit der Schnapszahl einmal auszusetzen.

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