Gasversorgung: Falsche Sicherheit
Die Gasversorgung für den kommenden Winter ist längst nicht gesichert, betont unser Autor.
Wenn Bundeskanzler Olaf Scholz gemeinsam mit Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner an diesem Samstag das erste deutsche LNG-Terminal in Wilhelmshaven eröffnet, ist das zunächst einmal eine gute Nachricht. "Wir kümmern uns um die Gasversorgung in Deutschland", lautet die Botschaft, die die Bundesregierung ans Volk schicken will. Der Kanzler lehnt sich sogar sehr weit aus dem Fenster, wenn er jetzt schon sagt, dass es auch im nächsten Winter keine Gasknappheit in Deutschland geben wird. Damit will er kurz vor den Weihnachtsfeiertagen wohl vor allem die besorgte Bevölkerung beruhigen, denn für Entwarnung in Sachen Energieversorgung ist es definitiv zu früh.
Mit den Flüssiggasterminals, die jetzt in Rekordzeit aus dem Boden gestampft werden, kann nur ein Bruchteil des deutschen Gasbedarfs gedeckt werden. Und ob die von der Bundesregierung erhofften Lieferverträge tatsächlich zustande kommen, ist nicht ausgemacht − und selbst im Erfolgsfall beginnen die Lieferungen in der Regel erst in ein paar Jahren.
Es ist derzeit also unklar, wie die Gasspeicher, die im Frühjahr ziemlich leer sein werden, für den Winter 2023 aufgefüllt werden sollen. Deshalb sollte die Politik die Bürger nicht in falscher Sicherheit wiegen, sondern immer wieder die Notwendigkeit betonen, Gas einzusparen. Der Heilbronner Gas-Monitor zeigt, dass die Einsparungen zuletzt immer geringer wurden. Dieser Trend darf sich nicht fortsetzen, nur weil die Bürger sich allzu sicher fühlen.