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Unterbringung geflüchteter Menschen: Eigene Erfahrungen machen statt Vorurteile pflegen

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Das Beispiel vom friedlichen Zusammenleben in und um die große Neuensteiner Asylunterkunft zeigt, dass Angst vor dem Fremden kein guter Ratgeber ist, kommentiert der Autor.

von Christian Nick
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"Es ist leichter, einen Atomkern zu zertrümmern als ein Vorurteil": Jenes Zitat Albert Einsteins ruft sich unwillkürlich in Erinnerung angesichts der Tatsache, dass auch heute noch manche Menschen andere Menschen als Bedrohung empfinden. Nicht etwa, weil diese etwas Schlimmes getan hätten, sondern weil Schlimmes beschworen wird: Nicht nur in Pfedelbach, wo einst Täter - die immer noch auf freiem Fuß sind - eine Flüchtlingsunterkunft in Brand gesteckt haben, machen Bürger nun wieder Front gegen die Unterbringung ausländischer Menschen.

Vorurteile spielen dabei eine große Rolle und werden - das ist wissenschaftlich belegt - am ausgeprägtesten von denjenigen vertreten, die selbst am wenigsten Kontakt zu Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund haben.

 


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In und um die große Neuensteiner Asyl-Sammelunterkunft des Landkreises gibt es kaum Probleme


Jedes Urteil muss jedoch der Realität standhalten. Und hier hilft der Vergleich: 2017 wurde die große Erstaufnahme-Unterkunft in Neuenstein eröffnet - nachdem auch dort von Nazis ein Brandanschlag verübt worden war. Sind hier die von manchen Skeptikern herbeigeredeten Horrorszenarien eingetreten?

Es zeigt sich: Nein. Das Zusammenleben klappt weitgehend reibungslos. Konflikte mit Anwohnern gibt es wenig bis keine, Helfer engagieren sich bis heute rege ehrenamtlich, die Zahl der von Asylbewerbern und Geflüchteten im Stadtgebiet verübten Straftaten hat sich zwischen 2019 und 2021 mehr als halbiert. Wenngleich - auch das ist Teil der Wahrheit - die Polizei in Neuenstein im vergangenen Jahr wieder einen Trend nach oben registriert hat.

Es gibt Probleme, es gibt Herausforderungen. Das stellt niemand in Abrede. Doch die Aufnahme und Integration geflüchteter Menschen ist neben dem Klimawandel die zentrale Herausforderung dieses Jahrhunderts. Und Jahrhundertaufgaben lassen sich nicht dadurch lösen, dass man Gruppen von Menschen a priori unter Generalverdacht stellt, sondern nur mit Mut zur Tat, Willen zur Verständigung - und eigenen Erfahrungen statt Vorurteilen.

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