Egal, ob ein Apfel oder 100: Diebstahl ist Diebstahl
Vielen Menschen scheint noch immer nicht bewusst zu sein, wie viel Arbeit, Zeit und Geld hinter dem Obst, Gemüse- und Weinbau steck. Daher ist es richtig, gegen Selbstbediener strafrechtlich vorzugehen, findet unsere Autorin.
Noch heute ist der Begriff Mundraub im Sprachgebrauch geläufig. Seit der Strafrechtsreform 1974/1975 aber spricht man von Diebstahl. Wenn Anzeige erstattet wird, geht die Polizei dem nach, egal, ob es sich dabei um einen oder 100 Äpfel handelt. Das ist richtig so.
Vielen Menschen scheint noch immer nicht bewusst zu sein, wie viel Arbeit, Zeit, Mühe, Energie und Geld hinter dem Obst, Gemüse- und Weinbau steckt. Sich tütenweise auf dem Feld zu bedienen oder sogar mit dem Auto zu kommen und seinen Kofferraum voll zu laden, wie es die Obstbauern unserer Zeitung schilderten, ist an Respektlosigkeit und Dreistigkeit nicht zu überbieten. Im Supermarkt macht man sich doch auch nicht den Einkaufswagen voll und spaziert dann an der Kasse vorbei, ohne zu bezahlen. Aber vermutlich scheint die Hemmschwelle auf dem Feld oder zwischen vollbehangenen Obstbäumen kleiner zu sein: Keine Kameras, wenige Zeugen.
Den Wengerten und Obstbauern ist hoch anzurechnen, dass sie trotz aller Vorkommnisse eine große Toleranzgrenze haben und weiterhin auf Kommunikation setzen.
Ihr Wunsch an die Spaziergänger, das Gespräch zu ihnen zu suchen, ehe man sich einen Apfel vom Baum oder ein paar Trauben vom Rebstock pflückt, sollte zur Selbstverständlichkeit werden. Durch den Austausch besteht die Chance, über den Beruf aufzuklären, zu kommunizieren, einen Einblick in die eigene Arbeit zu geben und dadurch die Wertschätzung zu erfahren, die sie auch verdient haben.


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