Nach Gewaltexzess bei Eritrea-Veranstaltung in Stuttgart: Etwas kocht hoch
Die Ausschreitungen in Stuttgart haben komplexe Hintergründe. Eine einfache Täter-Opfer-Einteilung greift zu kurz, glaubt unser Autor. Und dann sollte auch in der Landeshauptstadt einiges aufgearbeitet werden.

Im Zusammenhang mit den Angriffen auf Polizisten in Stuttgart lief einiges schief. Im Vorfeld bereits, weil die Gegenveranstaltung der eritreischen Oppositionellen bekannt war, aber offenbar niemand die Gefahr erkannte – und das nach drei ähnlichen Vorkommnissen in Gießen, Stockholm und Toronto. Beim Einsatz dann wurden 27 Polizisten verletzt, aber nur wenige der Angreifer. Warum?
Und hinterher besteht bei mehr als 200 Tatverdächtigen angeblich keine Fluchtgefahr. Sie sind wieder auf freiem Fuß. Da gibt es einiges aufzuarbeiten.
Ein kaputtes Land und seine Verehrer
Der dritte Vorfall dieser Art innerhalb weniger Monate wirft allerdings auch ein Schlaglicht auf die besondere Situation unter den Eritreern auf der ganzen Welt. Der Einfluss der eritreischen Diktatur ist auch in Deutschland so groß, dass Auslandseritreer bis heute eine sogenannte Diasporasteuer entrichten sollen, um das kaputte Land am Horn von Afrika mitzufinanzieren.
Deutschland hat die Erhebung dieser Steuer durch eritreische Botschaften 2011 unterbunden, doch verhindert wird sie dadurch nicht. Stolze Eritreer, häufig vor mehr als 30 Jahren in Deutschland angekommen, sorgen weiterhin dafür, dass bezahlt werden muss.
Die Auseinandersetzung zeigt deshalb in erster Linie, dass eine einfache Kategorisierung in Gut und Böse, Richtig oder Falsch, Aggressor und Opfer der Komplexität der Situation nicht gerecht wird. Hier kocht etwas hoch, und die deutschen Sicherheitsbehörden sind gefordert, dem Problem auf den Grund zu gehen.